Literatur Krefelder Liebeserklärung an den Lehrerberuf

Die Pädagogin Simone Roemer hat den Ratgeber „Unterrichten Sie sich glücklich!“ geschrieben.

Simone Roemer rät: „Unterrichten Sie sich glücklich!“

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Lehrer sind auch nur Menschen, auch wenn sich das so mancher Schüler vielleicht nicht vorstellen kann. Und wie alle Menschen haben Lehrer gute und schlechte Tage, Stress zu bewältigen und zweifeln sicherlich auch gelegentlich an ihren Fähigkeiten und der Berufswahl.

Simone Roemer weiß aus eigener Erfahrung, dass die Vertrautheit zu den Kollegen meist nicht groß genug ist, um Probleme, Frust und Überforderung einzugestehen. „Kein Lehrer würde zugeben, dass er nicht mehr kann. Nicht vor den Schülern und nicht im Lehrerzimmer“, sagt Roemer, die selbst Lehrerin ist und nun einen Ratgeber für ihre Berufsgruppe herausgebracht hat. „Eigentlich ist es eine Liebeserklärung an meinen Beruf“, sagt sie. „Unterrichten Sie sich glücklich!“ lautet der Titel und darunter steht: „Mit Herz und Begeisterung in den Schulalltag“.

Das Buch ist im Beltz -Verlag erschienen und umfasst knapp 180 locker geschriebene Seiten. Die zehn Kapitel sind durch Bilder und Zitate übersichtlich voneinander getrennt. Die Bilder stammen von ihrem Mann, der Lehrer und Landschaftsfotograf ist.

Viele Tipps und Anstöße haben eine klare persönliche Note und spiegeln Simone Roemers eigene Einstellung zum Lehrersein wider. Darüber hinaus greift sie in ihrem Sachbuch auf allgemeine psychologische Theorien zurück, die sie auf den Lehreralltag übertragen hat. Wie fast alle Ratgeber richtet sich auch dieser vor allem an Menschen, die sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzen wollen und bereit sind, Hilfestellungen anzunehmen. Roemer: „Die tollsten Methoden bringen nichts, wenn die innere Haltung nicht stimmt.“

Als Antibeispiel nennt sie den Lehrer, der wenige Jahre vor der Pensionierung einfach keine Lust mehr hat und nur noch darauf wartet, dass es vorbei geht. Mit ihrem Buch möchte Roemer einem derartig resignierten Zustand vorbeugen und den Fokus auf die schönen Dinge des Lehreralltags lenken. „Dieser Beruf kann ein echter Jungbrunnen sein, man muss sich nur von den Schülern inspirieren lassen“, erklärt sie. Etwas, das in der Praxis oft auf der Strecke bleibe, sei die Wertschätzung für diesen Beruf. „Diese Wertschätzung kann man sich am ehesten über die Schüler holen“, sagt sie.

Wieder neue Kraft aus dem Klassenzimmer ziehen, darum geht es Roemer. Dafür ist jedoch auch ein ehrliches Interesse notwendig. „Sobald sie eine Maske aufsetzen und nicht mehr sie selbst sind, merken es die Schüler sofort“, sagt die Pädagogin. Authentizität lautet das Stichwort. Gerade für Berufseinsteiger sei dies wichtig. „Wer auf hart macht und es eigentlich nicht ist, kann nur verlieren.“ Auch radikale Methoden, um sich Respekt zu verschaffen, sollten für die heutige Lehrergeneration tabu sein. „Wer Schüler bloßstellt, sie demütigt oder ’raus schmeißt, wird dafür gehasst.“

Sie selbst setzt bei Störenfrieden auf Konfrontation und respektvollen Kontakt. „Ich versuche immer, den Grund zu erfahren, warum jemand so ist, wie er ist, und ehrliches Interesse zu zeigen. Oft haben gerade die Lautesten ein Anliegen, warum sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder provozieren.“

Den Entschluss, diese Buchidee in die Tat umzusetzen, hat Roemer in der norwegischen Natur bei einem Familienurlaub gefasst. Den Titel wusste sie sofort, und das Schreiben habe sie keine große Anstrengung gekostet. Auch die Suche nach einem Verlag hat sich sehr unkompliziert gestaltet. „Ich hatte nach zwei Tagen eine Zusage, das grenzt an ein Wunder“, erzählt sie.

Die Resonanz fällt bisher ebenfalls sehr positiv aus. „Am schönsten war eigentlich das Kompliment einer Lehramtsstudentin, die mir gesagt hat: ‚Jetzt freue ich mich richtig auf meinen Beruf.’“