Krefelder Zoo: 2,2 Millionen Euro für Affen-Garten mit Villa
Noch bevor die neue Gorilla-Anlage Ostern 2012 eröffnet, wird ein Nachfolger für Massa gecastet.
Krefeld. Die Vorbereitungen laufen, Ende März geht es los: Die Bauarbeiten für den Gorillagarten mit angeschlossener „Villa“ beginnen. Das 2,2 Millionen Euro teure Projekt ist die größte Investition des Krefelder Zoos aller Zeiten. „2,1 Millionen sind Spenden, die wir gesammelt haben“, sagt Friedrich Berlemann, erster Vorsitzender der Zoofreunde — und klingt dabei, als könnte er es selbst noch nicht so ganz glauben.
Zahlreiche Blätteraufkleber im Affenhaus, die den Spendern gewidmet sind, zeugen davon, dass sich viele ein schöneres Zuhause für die Gorillas wünschen. Finanzielle Unterstützung gab es zum Beispiel von Stiftungen, Schulklassen, Kindern, Frischverheirateten und Unternehmen. Einige haben sich die Spende zum Geburtstag oder zum Hochzeitstag schenken lassen.
„Mit der neuen, 1200 Quadratmeter großen Anlage bekommen die Gorillas eine Zukunft im Zoo“, sagt Direktor Dr. Wolfgang Dreßen. „Denn unser Silberrücken Massa, das Oberhaupt der Gruppe, ist unfruchtbar geworden — die weitere Zucht mit ihm ist damit ausgeschlossen. Aber er ist trotzdem ein fitter Senior, der noch einige schöne Jahre vor sich hat, die er gemeinsam mit den alten Damen Tumba und Boma in der ihm vertrauten Anlage verbringen soll.“
Für die beiden jungen Weibchen Muna und Oya muss also ein neuer Mann her, damit die stark bedrohte Art im Krefelder Zoo langfristig weiter gezüchtet werden kann. Doch der darf erst einziehen, wenn eine neue Anlage gebaut ist. Denn das jetzige Affenhaus, das 1975 eröffnet wurde, war zwar lange das modernste in Europa. Doch mittlerweile haben sich die Standards erhöht.
„Heute fordert der Zuchtbuchführer zum Beispiel separate Anlagen für junge Männchen, die nicht mehr in der Gruppe gehalten werden können“, erklärt die Biologin Cornelia Bernhardt. „Denn durch die Struktur der Gorillagruppe — ein Männchen, mehrere Weibchen — gibt es einen klaren Männerüberschuss in den Zoos.“
Noch bevor die neue Anlage fertig ist, wird ein Team aus Zoomitarbeitern eine Casting-Tour durch Europa machen, um einen neuen Silberrücken auszusuchen. Die Seniorengruppe um Massa bleibt dann in ihrem alten Gehege, die Gruppe um seinen Nachfolger zieht in das neue Haus mit Garten.
Wenn die alten Tiere sterben, bleibt deren Gehege im Affenhaus frei, das je nach Bedarf auch für die Schimpansen und Orang-Utans genutzt werden kann. „Damit haben die Krefelder Gorillas eine klare Perspektive für die nächsten 20 bis 30 Jahre“, freut sich Dreßen. „Und ein schöneres Leben.“
Denn Außenanlagen — ebenfalls geplant für die anderen beiden Menschenaffenarten — bieten viele neue Reize für diese anspruchsvollen und hoch intelligenten Tiere sowie mehr Rückzugsmöglichkeiten vor Artgenossen und Besuchern.
Die beiden Gorillaweibchen, die in die neue Anlage ziehen, erfahren das erste Mal in ihrem Leben Sonne, Regen, Wind. Sie können auf Bäume und Felsen klettern oder an einem kleinen Bach sitzen. Der neue Silberrücken sollte bereits Außenerfahrung haben. „So kann sich eine völlig neue räumliche Dynamik entwickeln, die auch andere Perspektiven für die Besucher bietet“, erklärt der Direktor.
Die neuen Einblicke in das Gorilla-Leben erhalten die Zoo-Besucher ab Ostern 2012, wenn die Anlage eröffnet werden soll. Durch große Fenster schauen sie ins Schlafzimmer der Menschenaffen und in ihren Garten. Ein Dach schützt sie dabei vor Regen. Und wer weiß? Vielleicht sieht man bald auch in Krefeld Gorillas im Nebel.