Lesung: Ein Anti-Held auf der Suche nach Glück
Rocko Schamoni liest aus seinem neuen Roman „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“.
Krefeld. Die interessantesten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben. Und das kann manchmal ziemlich schräg und abgedreht sein. Rocko Schamonis aktueller Roman "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit" ist ein Sammelsurium mitten aus dem Leben gegriffen, voller Kuriositäten, manchmal Abnormitäten, überraschend und vor allem sehr unterhaltsam. Auch weil man nie so genau weiß, bis zu welchem Grad einige Szenen aus dem Leben des gescheiterten Kunststudenten Michael Sonntag autobiografische Züge tragen könnten. Das bleibt das wohlgehütete Geheimnis des Autors, der bei seiner Lesung in der Kulturfabrik seine selbst geschriebenen Zeilen urkomisch findet.
Aber die Realität von Michael Sonntag sieht anders aus. Sonntag ist das lebende Beispiel eines gescheiterten, jungen Kreativen, der verrückte Ideen hat ("Auch Dichter wollte ich immer schon sein") von denen er aber leider nicht leben kann. Aber immer die Eltern um Geld anschnorren, das geht auch nicht.
So hängt er abends in schmierigen Kneipen mit Gleichgesinnten am Tresen herum und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Ein Überflüssiger unter Überflüssigen. Dafür hält das Leben für Michael Sonntag immer Überraschungen bereit, und es wird nie langweilig.
Zum Beispiel, wenn er zu nächtlicher Stunde mit einem zwielichtigen Typen in Hamburg plakatieren geht. Für 100 Euro Lohn klebt er einfach alles an die Wände, solange die Polizei nicht kommt. Wäre es da nicht besser gewesen, in dem Provinzstädtchen Cloppenburg im wohlbehüteten Nest der Eltern zu bleiben, anstatt in die Großstadt zu gehen? Auf der Suche nach Glück und Liebe pendelt der Lebenskünstler Sonntag zwischen seinen Highs und Lows und versucht seinen eher unkonventionellen Platz im Leben zu finden.
Rocko Schamonis Leseabend in der Kufa wird für ihn und für sein Publikum ein Happening, bei dem der biertrinkende und rauchende Autor ständig improvisiert, neue Sätze erfindet oder spontan ändert: "Das steht zwar so nicht da, aber dieses Wort kommt echt gerade besser rüber." Schamonis neuer Roman hat in jedem Fall einen hohen Unterhaltungswert - selbst wenn er nicht live vom Autor gelesen wird.