Maikundgebung: Ein buntes Fest der Kulturen im Stadtgarten
DGB-Chef Ralf Köpke rügt in seiner Rede zum 1. Mai die Schließung der Bücherei in Uerdingen. Tausende feiern unter Bäumen.
Krefeld. Es ist wieder das einmalige Volksfest der Solidarität und des Miteinanders unterschiedlicher Kulturen. Und das nicht nur im kulinarischen Bereich. Der 1. Mai des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Stadtgarten steht diesmal unter dem Motto: „Gute Arbeit, sichere Renten, soziales Europa.“
DGB-Vorsitzender Ralf Köpke greift aktuelle Themen auf. „Wir lesen immer wieder von prominenten Steuerflüchtigen, und hier soll wegen 30 000 Euro die Bücherei in Uerdingen geschlossen werden. Jetzt ist Feierabend. So geht‘s nicht weiter.“
Über 800 Menschen ziehen vom DGB-Haus an der Fabrik Heeder durch die Stadt zum Ort der Kundgebung. Begleitet wird die Demonstration von der Bergmannskapelle Rheinpreußen. Mit im Demonstrationszug eine Pferdekutsche der Brauerei Diebels aus Issum als Blickfang. Während der Demonstration kommt es aber zu einem Zwischenfall. Drei Männer provozieren mit dem Hitlergruß. Sie wurden allerdings sehr schnell von der Polizei in „Gewahrsam genommen“.
Bürgermeister Frank Meyer greift den Zwischenfall in seinem Grußwort auf. Der SPD-Vorsitzende erinnert an die ab dem 2. Mai vor achtzig Jahren beginnende Zerschlagung der deutschen Gewerkschaftsbewegung durch die Nazis. Meyer: „Am 2. Mai vor 80 Jahren stürmte auch in Krefeld die SA das damalige Gewerkschaftshaus, nicht weit von hier, am Nordwall.“
Der Sozialdemokrat erinnerte an seinen Parteifreund Heinrich Malina, damals Vorsitzender des ADGB in Krefeld. „Er wurde damals von den Nazis inhaftiert und später ins Konzentrationslager Mauthausen gesteckt. Erst im Mai 1945 wurde er von US-Truppen aus dem Vernichtungslager befreit.“
Im Laufe des Tages bewegen sich geschätzt etwa 3000 bis 4000 Menschen über den kunterbunten Basar aus Küchenkulturen, Informationsangeboten, Musik und Kinderspielen. Es ist ein unbeschwertes und vergnügtes Feiern unter den vielen blühenden Bäumen.
Rund um die Grabmale des früheren Friedhofs haben sich Familien niedergelassen und genießen Köstlichkeiten aus drei Kontinenten: Anatolische und kurdische Spezialitäten, Cevapcici oder das pikanten Rindfleischgericht Killua aus Eritrea. Tzatziki mit Souvlaki gibt es bei den Griechen, in deren Heimat an diesem Tag gestreikt wird.
Ein paar Schritte weiter werden gegrillte Sardinen und Vinho Verde aus Portugal verzehrt. Es duftet zwischen St.-Anton-Straße und Amtsgericht, wie es seit über 30 Jahren im Stadtgarten eben immer am 1. Mai duftet: Atemberaubend gut.