Martin Zingsheim: Frech, spitzbübisch und jederzeit auf der Höhe
Martin Zingsheim begeistert das Publikum bei Krähen-Verleihung im Stadtwaldhaus.
Krefeld. Martin Zingsheim wird die Kabarettszene der Zukunft sicherlich prägen. Das bewies das begnadete Kölner Talent am Samstagabend im ausverkauften Stadtwaldhaus, als er sich für die Verleihung der Krefelder Krähe mit großer kabarettistischer Kunst beim Publikum bedankte. Außerdem hatten sich das Duo Simon und Jan sowie Aydin Isik an zwei Finalabenden im Kulturpunkt Friedenskirche durchgesetzt.
Der erst 28 Jahre alte Zingsheim, der sich am Klavier oder auf der Gitarre gekonnt begleitet, agiert außergewöhnlich profihaft und locker. Frech, spitzbübisch, gewinnend sympathisch und jederzeit empfindsam bringt er seine Zuhörer von Beginn an auf seine Seite — auch, weil es ihm gelingt, stets Blickkontakt zum Publikum zu halten. Um es dann auf eine schwindelerregende, intellektuelle Achterbahnfahrt mitzunehmen. Statt sozialkritischem Einheitsbrei produziert er innovative Komik.
Dank seiner Qualitäten als Entertainer und seinem Einfallsreichtum verfügt er über herausragende Mittel zur Interpretation, auch gesanglich. Dabei würde allein seine Wortakrobatik für beste Unterhaltung ausreichen. Seine Vielseitigkeit beschert den Zuschauern eine virtuose Diskussion mit tiefgründigen Parodien: mit skurrilen Typen wie Kinski, Reich-Ranicki, Grönemeyer und Van Veen. Und politisch bissig kann der smarte Kölner auch.
Vor Zingsheim, der außer dem Krähenvogel den Siegpreis von 5000 Euro abräumte, kamen seine Mitstreiter zu Wort. Auf dem dritten Platz überzeugte Aydin Isik (2000 Euro) mit seinem Engagement entlang kultureller Grenzen gegen Vorurteile. Auf dem zweiten Platz (3000 Euro) landete das Duo Simon und Jan. Sie allein wären das Eintrittsgeld wert gewesen, was die gelungene Auswahl der Wettbewerber durch das Krähenensemble bestätigte. Auch sie zählen wie Zingsheim zu den Shootingstars der Kabarettszene.
Eher etwas reserviert gegenüber dem Publikum, aber blitzgescheit und originell machen sie sich um alles und jedes Gedanken. Beispiel: „Wie viel Schwachsinn passt in einen Kopf? Einer geht noch, einer geht noch rein.“ Ihr virtuoses Gitarrenspiel ist ein Pfund, mit dem sie wuchern. Mit Worten sparsam, aber pointiert. Sie wechseln singend zwischen lyrischen und gesellschaftskritischen Texten.
Bis zum Kurzlied reicht die Spanne bester und oft überraschender Unterhaltung: „Zwei Schichten Nudeln und ein Pferd aus der Bretagne, das ist noch lange keine Lasagne.“
Wer von den Preisträgern noch nicht genug hat oder sie erstmals erleben möchte, wird dazu bald Gelegenheit haben. Simon und Jan treten im Beiprogramm zur Verleihung der Ehrenkrähe (11. Mai nächsten Jahres ) im Stadttheater auf, Zingsheim im kommenden Weihnachtsprogramm des Podio-Wohnzimmertheaters.