Pfarrer Schmidt: „Das Fasten ist so zeitgemäß wie nie“
Für Pfarrer Cornelius Schmidt hat der Verzicht allerdings mit Nachdenken zu tun und nicht „mit Wellness oder Diät“, wie es für einige der Fall sei.
Krefeld. Essen, Alkohol, Süßigkeiten gehören zu den traditionellen Verzichtserklärungen von Christen in der Fastenzeit. Aber auch Handy-, Auto oder Fernseh-Fasten sind mittlerweile verbreitet. Ganz neu ist der Verzicht aufs „Runtermachen“, für den die evangelische Kirche in diesem Jahr wirbt. Das Motto für mehr Akzeptanz anderer, aber auch der eigenen Person: „Du bist schön.“ Egal, ob das Fasten ideell ist, sich auf Genussmittel oder Luxusartikel bezieht, eines ist in allen Fällen gleich: Es bedeutet sieben Wochen ohne sie, ihn oder es auszukommen.
Denn das ist, was für den 62-Jährigen ursächlich zu diesen sieben Wochen dazugehört. „Nicht um den Wellness- oder Diät-Charakter, der bei manchen im Kopf ist.“ Fasten habe nichts mit Abnehmen zu tun. „Es gibt ernsthafte Faster, die am Ende genauso viel wiegen wie an Aschermittwoch.“
Der ursprüngliche Gedanke der Kirche sei gewesen, dass die Gläubigen etwas sparen, was sie dann den Armen geben. „An Karneval feiert die Kirche mit den Fröhlichen. An Karneval mit den Armen“, so Schmidt. Es gebe viele Menschen, denen es anerkanntermaßen gut gehe. „Und das ist nicht schlecht, dass es denen gut geht. Da muss man ihnen kein schlechtes Gewissen machen, weil sie Glück gehabt haben.“ Aber diese Glücklichen sollten auch dankbar sein und sich mit denen, die das Glück nicht hatten, auseinandersetzen. „Man muss nur in Krefeld über die Straße gehen, da wird man mühelos solche Menschen sehen.“
Schmidt, der selbst auch beim Essen, also traditionell fastet, macht es auf rheinische Art, wie er erklärt. Das heißt, er macht am Sonntag Pause. In Basel beispielsweise sei die Fastenzeit eine Woche kürzer, weil dort wirklich durchgefastet werde. „So finde ich das zu extrem“, sagt der Alt-Katholik, der mit einer Schweizerin verheiratet ist, „aber keienr Baslerin“, wie er schmunzelnd ergänzt. Überhaupt solle man, sagt er, „doch kein System daraus machen“. Was sei denn mit den Menschen, die in der Fastenzeit Geburtstag hätten. „Sollen die wirklich ihr Leben lang nicht ihren Geburtstag feiern dürfen?“ Man dürfe da nicht zu unbarmherzig sein.
Das gilt für ihn auch für die Menschen die beim Fasten innerhalb der sieben Wochen scheitern. „Der Mensch ist ein fehlerhaftes Wesen. Es ist unmenschlich etwas anderes vorauszusetzen.“
Rauer wird Schmidts Stimme allerdings, wenn er beginnt, von den Ausführungen mancher Theologieprofessoren zum Thema Fasten zu erzählen. „Die empfehlen einem dann, weil Kranke und Reisende vom Fasten ausgenommen sind, seinen Jahresurlaub in die Fastenzeit zu legen und tun es selbst auch.“ Das sei wohl das, was Jesus bei den Schriftgelehrten als „Heuchelei“ bezeichnet habe.