Proben mit Gold und Glitzer
Akteure der Laienspielgruppe Bayer arbeiten am Stück „Die kluge Bauerntochter“.
Uerdingen. Die Mitglieder der Laienspielgruppe Bayer Uerdingen konnten es kaum glauben. "Bereits im Januar hatten wir die ersten Karten-Nachfragen", sagt Hermann-Josef Münker, der Sprecher der Truppe. "Da wussten wir noch nicht einmal, welches Märchen wir spielen würden." Jetzt ist die Wartezeit endlich vorbei. Die Proben für das neue Stück "Die kluge Bauerntochter" laufen auf Hochtouren. In den Werkstätten wird gleichzeitig fleißig an Kulissen gespachtelt und an Kostümen gestichelt.
Es sind gleich mehrere Premieren, die in diesem Jahr stattfinden. "Dieses Märchen der Brüder Grimm haben wir noch nie aufgeführt", berichtet Vereinsvorsitzender Stefan Sturm. "Und mit Matthias Oelrich haben wir einen neuen Regisseur gefunden, nachdem sein Vorgänger Bernd Hoffmann viel zu früh gestorben ist."
Der "Neue" ist von Spielfreude und Engagement der Laien-Schauspieler überrascht. "Die Arbeit macht einen Riesenspaß, die Akteure sind mit Begeisterung dabei", findet Oelrich. Da bei den Grimm’schen Märchen meist nur vier bis fünf Figuren agieren, hat er so viele in das Stück hineingeschrieben, dass alle wieder auf der Bühne dabei sind.
"Witzig ist es, dass die kluge Bauerntochter und ihr Vater auch im richtigen Leben Vater und Tochter sind. Hier kann sie ihm ungestraft Dinge sagen, die er sonst wohl nicht akzeptieren würde", sagt Münker mit einem Schmunzeln. Im Märchen ist die Bauerntochter so klug, dass der König sie zweimal heiratet. Sie lobt ihn über alle Maßen: "Herr König, Sie sind ein herzensguter Mensch."
Während die Schauspieler ein Menuett einstudieren, spachtelt Karlo Toups, der Chef der Kulissenbauer, die drehbaren Bühnenwände. "Auf der einen Seite zeigen sie später ein Dorf mit Marktplatz, dann ein Bauernhaus und letztlich das Schloss", berichtet er. "Bunt muss es werden, mit viel Gold und Glitzer. Wir arbeiten ja für Kinder." Dem Ingenieur mit Schlosser-Ausbildung stehen ein Schreiner und ein Zimmermann zur Seite. "Zur Premiere ist die Farbe meistens gerade trocken..."
Nebenan kommt "Prinzessin Mutter", Ilona Meisner, im bodenlangen schwarz-rot-goldenen Kostüm aus der Schneiderwerkstatt. "Ich muss schließlich meine Tochter an den Mann bringen", sagt sie mit Blick auf das aufwändige Kleid. Emilia Krzykalla steckt derweil die neue Weste für den "Alten König" ab. "Er hat ein wenig zugenommen", sagt sie über die raumgreifende Figur des Herrn lächelnd, der auch schon den Räuber Hotzenplotz gab.
"Wir schneidern klassische Kostüme", erklärt Martina Bartsch-Bringsken. "Bei uns muss der König einen rot-goldenen Mantel haben. Wir gucken zuerst, was passt, und entfalten dann unsere Fantasie. Wenn der Regisseur und die Schauspieler einverstanden sind, ist alles gut." Bei den Vorstellungen stehen die beiden Frauen dann hinter den Kulissen, helfen beim Umziehen und stehen mit Nadel und Faden parat, wenn ein Knopf abspringt oder die Hose platzt.