Ruhestand: Frank Pawlik geht nicht so ganz
Der langjährige Geschäftsführer der Bildungszentren des Baugewerbes wechselt in den Ruhestand — und wird Berater.
Krefeld. Niemals geht man so ganz — dieses Lied trifft auf Frank Pawlik voll zu. Der Geschäftsführer der Bildungszentren des Baugewerbes (BZB), Sitz in Krefeld an der Bökendonk 15-17, hat am 31. Dezember offiziell seinen letzten Arbeitstag vor dem Wechsel in den Ruhestand — passender in den „Unruhestand“.
„Ich bleibe dem Vorstand zwei Jahre als Berater stundenweise erhalten. Ebenfalls zwei Jahre lang bleibe ich Geschäftsführer der BZB-Tochter ,Azubi-Fit’ und der Landesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken NRW. Und natürlich werde ich als Vorstand der Lüttgen-Pawlik-Stiftung für die Bestenförderung im Baugewerbe so lange weitermachen, wie es geht.“
Das allerdings wird den Chef der Bildungszentren seit deren Gründung 1980 nicht von einem seiner Hobbys, vom Reisen mit seiner Frau Ursula Hermes-Pawlik, abhalten. Eine gewisse Erfahrung hat er darin. Bei den Reden zu Pawliks 65. Geburtstag am 7. April 2011 sagte Thomas Köster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf: „Frank Pawlik ist in Sachen Aus- und Weiterbildung sowie Umschulung ein anerkannter Fachmann. Und das nicht nur in der Region, sondern bundes-, ja sogar europaweit. Kommt man in Sachen Berufsausbildung in der Welt herum — Frank Pawlik war schon da.“
Der BZB-Geschäftsführer blickt zurück: „Wir hatten damals sieben ehrenamtliche Vorstandsmitglieder, ein angemietetes Büro, eine gemietete Schreibmaschine, eine Sekretärin und mich. Wir waren allein auf weiter Flur. Wir bekamen von der Handwerkskammer eine Anschubfinanzierung von 1,2 Millionen Mark. Wir hatten damals drei Standorte in Krefeld, Düsseldorf und Wesel: eine alte Speditionshalle, ein desolates Fabrikgebäude und eine angemietete Schule. Unsere Ausbilder waren zu einem Drittel angestellt, zu zwei Dritteln von Firmen gemietet. Wir haben wirklich bei Null angefangen. Ich habe gehört, dass es Wetten gab, dass wir nach drei Monaten Konkurs anmelden müssen. Die, die darauf gewettet haben, haben verloren.“
Er habe nicht alles, aber vieles richtig gemacht in diesen 32 Jahren, sagt Pawlik im WZ-Gespräch. Die BZB mussten Geld verdienen: Der Eigenanteil für die Aufbaukosten lag bei zehn Prozent sprich 4,5 Millionen Mark. Die mussten in bar nachgewiesen werden.
Der Aufbau klappte — dann ging die Zahl der Lehrlinge 1987 konjunkturbedingt stark zurück. „Es war ein Einbruch“, sagt Pawlik, „eine richtig harte Zeit.“ Mitarbeiter mussten entlassen werden, neue Geschäftsfelder wurden gesucht. „Das hat hingehauen“, sagt Pawlik. Die Zahl der Mitarbeiter stieg bis zum Jahr 2002 auf 150 — und dann die vielleicht schlimmste Zeit zwischen 2002 und 2006: „Die Arbeitsagentur machte eine Vollbremsung bei den Vergaben, es war ein finanzieller Absturz. Wir standen nahe am Abgrund“, sagt Pawlik. Er saß nachts wach, weil er 90 von 150 Mitarbeitern, die er selbst eingestellt hatte, in die Augen sehen und die Entlassung mitteilen musste.
Heute haben die BZB 80 Mitarbeiter und sind gefestigt. Auch, weil das Geschäftsfeld der Berufsorientierung hinzugekommen ist. „Wir gehen in die Schulen, und die Klassen kommen mit Lehrern zu uns.“ Es gibt Fördergelder für diese Klassenbesuche, bei denen nicht nur über Bauberufe informiert wird — Schüler gehen auf Jobsafari.
Sehr wichtig ist ihm auch seine Arbeit als alleiniger Vorstand der Lüttgen-Pawlik-Stiftung zur Bestenförderung im Baugewerbe. „Wir stellen jährlich für die Prüfungsbesten Gesellen zwischen 1000 und 1500 Euro zum Studium oder zur qualifizierten Weiterbildung zur Verfügung. Seit dem Tod von Werner Lüttgen, einem großen Verfechter von Ausbildung, bin ich Alleinvorstand und mit im Kuratorium.“
„Ich würde heute fast alles so machen, wie ich es gemacht habe“, sagt Pawlik. „Die Arbeit, der Umgang mit den Menschen, hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe wegen verschiedener Projekte viele Länder in Europa besucht. Das war eine unglaublich spannende Angelegenheit.“
Wenn er einen Wunsch frei hätte? „Die Stadt Krefeld möge den BZB gewogen bleiben — und dass sie mehr tut, als sie tut.“ Seiner Meinung nach kommen die BZB in der Betrachtungsweise der Stadt zu kurz.:— obwohl die Stadt stark von den BZB profitiert hätte. „Wir hatten schon die Bauwirtschaft aus der ganzen Welt zu Besuch an der Bökendonk.“