Serie "Altes Eisen aufpoliert": Nichts geht über einen Käfer
Seine Leidenschaft für alte VW-Modelle füllt die Freizeit von Joachim Jödicke aus. Für sein Hobby teilt sich der Bastler eine Halle mit Gleichgesinnten.
Krefeld. Nach Feierabend tauscht er die Zwickzange gegen den Schraubenschlüssel: Dann wird aus dem Schuhmachermeister ein leidenschaftlicher Hobby-Bastler. Joachim Jödicke liebt alte Autos, vor allem die der Hersteller Karmann/Volkswagen. Seit mehr als 20 Jahren stehen vor seinem Zuhause Klassiker wie der Karmann Ghia, der „Bulli“ genannte VW-Bus der T-Reihe oder der berühmte Klassiker VW Käfer. „Den ersten Kontakt mit Autos hatte ich mit 15 Jahren. Mein Schwestern fuhr damals einen Käfer, ein tolles Auto. Ich kenne niemanden — ob alt oder jung — der nicht irgendwie einen Bezug zwischen sich und dem Käfer herstellen kann“, sagt der 49-Jährige.
Das Besondere an der Beziehung zwischen Jödicke und den Volkswagen: Er hat so gut wie jedes seiner Fahrzeuge selbst aufgebaut. „Irgendwann baten die Schwester oder Freunde um Hilfe bei Problemen. Also habe ich angefangen, mich mit Aufbau und Technik der Autos zu beschäftigen. Meine Kenntnisse habe ich mir komplett selbst angeeignet“, sagt der Uerdinger.
Sein erstes eigenes Modell war ein Karmann, den Jödicke während der Zeit bei der Bundeswehr gefahren hat. Danach nahm die Begeisterung stetig zu — bis heute.
„Mein aktuelles Projekt ist ein Käfer-Cabrio — Typ 1303 aus dem Jahr 1974. Den habe ich verkehrstauglich im Internet gefunden, und erstmal komplett zerlegt.“
Allerdings schraubt, lackiert und flext Jödicke nicht nur für sich allein. Mit elf weiteren begeisterten Krefelder Bastlern teilt er sich seit sechs Jahren eine 400 Quadratmeter große Halle in Gellep-Stratum. „Wir sind alle Auto-verrückt. Samstags zwischen 13 und 20 Uhr ist hier richtig was los. Dabei hilft man sich gegenseitig bei Problemen“, sagt er. Das Spektrum reicht von konkreten Hilfestellungen an einer der beiden in der Halle installierten Hebebühnen bis zu heißen Tipps, wo man welche Teile wie günstig bekommt. Die Gemeinschaft versteht sich so gut untereinander, dass man gemeinsam regelmäßig VW—/Karmann-Treffen in der Region besucht.
Darüber hinaus ist Joachim Jödicke Mitglied der Käfer-Clubs „Typ 15“ und „KKC Niederrhein“. „Einmal im Jahr fahren wir gemeinsam auf ein großes Treffen, etwa am 1. Mai nach Hannover“, sagt er. Dort versammelt sich die internationale Szene auf dem riesigen Parkplatz des ehemaligen Expo-Geländes.Jödicke: „Allein um den Teilemarkt zu begutachten braucht man dort sechs Stunden — es kommen Leute aus den Niederlanden, Frankreich und überall her“.
Übertriebene Dogmatik legt der Hobby-bastler dabei nicht an den Tag. Von den sieben Autos, die er bislang allein vollständig aufgebaut hat, sind nicht alle in den Originalzustand versetzt worden. „Darunter waren auch einige, die etwas mehr Leistung hatten, tiefe gelegt waren oder breite Felgen erhalten haben“, sagt er.
Grundsätzlich legt er aber Wert darauf, dass die Teile möglichst original sowie optisch und technisch den alten Werksfahrzeugen entsprechen. „Auch eine Frage der Kosten“, so der 49-Jährige. Gute Teile seien zwar erhältlich, hätten allerdings ihren Preis. „Die Nachfrage ist da. Ein gut restauriertes 1303er-Cabrio ist heute zwischen 13 000 und 15 000 Euro wert“, sagt Jödicke.
Für ihn ein Grund mehr, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu vernetzen. Zu den Gleichgesinnten zählen — zur Freude des Hobby-Bastlers — auch seine Frau und die beiden Kinder. Sie begleiten ihn gern auf das eine oder andere Oldtimer-Treffen. Jödicke: Im Käfer ist ja auch Platz für vier Personen — den bietet kaum ein Cabrio.“
Auch wenn er seine restaurierten Wagen wieder verkauft, die Leidenschaft Jödickes wird davon nur befeuert: Vom eingenommenen Geld kauft er regelmäßig weitere Karossen: „Solange Platz in der Halle ist und das Chaos nicht Überhand übernimmt.“
Die handwerklichen Fähigkeiten kommen gut beim Nachwuchs an — schließlich hat Sohn Joel , 17 Jahre alt, gerade den Führerschein gemacht.
Der Sohn profitiert von den Kraftfahrzeug-Kenntnissen des Hobby-Bastlers. Der Besuch in der Halle lohnt sich bisweilen auch für den Vater: „Wenn er mit einem der Wagen fahren will, muss er hier auch mithelfen“, sagt Joachim Jödicke. Aus Sicht des Vaters allerdings kein großes Opfer. Seine Liebe zu den alten VWs wird erneut deutlich, fragt man ihn nach seiner Meinung zu modernen Autos. „Du kannst an jeder Ampel direkt neben einem Ferrari stehen — die Blicke wandern als erstes zum Käfer Cabrio."