Sportlerwahl 2015 Die Frau, die wie Maske boxt
Derya Saki verlor kurzfristig den Weltmeister-Titel, weil niemand gegen sie in den Ring wollte.
Krefeld. Seit November darf sich Derya Saki wieder Weltmeisterin nennen. Die Boxerin hatte ihren Titel aus dem Jahr 2014 im vergangenen Jahr erst einmal abgeben müssen. Es war für sie ein Dilemma: Laut Statuten hätte sie ihren WM-Gürtel des GBC binnen eines Jahres verteidigen müssen. Das Problem war: Keine Frau wollte mit der 26-Jährigen in den Ring steigen. Es gab einfach keine Gegnerin.
Der Verband reagierte und entzog ihr den Titel. Den aber holte sich Saki in Hamburg gegen Alicia Melina Kummer zurück. Und das nach nur einer knapp dreiwöchigen Vorbereitung. So kurzfristig war der Kampf anberaumt worden. Seither gibt es mehr Anfragen. Am 12. März, so derzeit der Plan, wird die gebürtige Moerserin in Berlin ihren nächsten Kampf bestreiten. Derzeit trainiert die Türkin, die die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat, täglich im South Side Boxing Gym an der Tannenstraße.
Saki sagt über ihre Faszination am Boxen: „Es ist schwer, das für Außenstehende zu erklären. Das tägliche Training ist auch schon wie ein Kampf. Es geht darum, die ganze Kraft rauszuholen. Jeden Tag. Das macht für mich Boxen aus.“
Ihr Trainer Manfred Faber steht an ihrer Seite. Beide arbeiten an ihren Schwächen. Saki sagt: „Ich war nie richtig zufrieden. Ich muss die Aktivität erhöhen, angriffsbereiter werden.“ Faber ergänzt: „Sie boxt über die lange Distanz, kontert ihre Gegnerinnen aus. Ein bisschen wie Henry Maske.“
Acht Profi-Kämpfe ohne Niederlage hat Saki schon bestritten. Es gab schon Tage, da reisten Saki und Faber zu einem Kampf an, ehe die Gegnerin kurzerhand den Fight abblasen ließ. Zusammen mit Nicole Wesner gehört sie zu den besten Boxerinnen im Leichtgewicht in Deutschland. Sobald die Textilmanagerin, die nebenbei in der Kosmetik-Branche arbeitet, den deutschen Pass hat, soll es auch auf internationale Bühnen gehen. Südamerika und Nordamerika. Sie sagt: „Ich hoffe auf mehr Kämpfe in 2016.“