Tabletop: Gespielte Schlachten auf dem Tisch
Im Games Workshop werden mit handbemalten Figuren Schlachten geschlagen.
Krefeld. Das Missionsziel ist klar formuliert: „Vernichtet den Besessenen!“ Der Besessene ist ein Captain der Space Marines und gehört dem Orden der Blood Angels an. Er trägt eine rote Rüstung und ist mit einem Energieschwert und einer Infernopistole bewaffnet.
Ausgezogen ihn zu töten sind 24 Space Marines aus dem Orden der Grey Knights. Sie sind Profis, spezialisiert auf die Dämonenjagd, und daher würdige Gegner für die dunkle Kreatur im Kopf des Captains.
Sollten sie aber scheitern, würden schreckliche Dinge geschehen: „Der Dämon wird eine gewaltige Dämoneninvasion herbeiführen und hunderte Welten in einer Flut aus Blut, Tod und Wahnsinn ertränken.“
Trotz dieses apokalyptischen Szenarios wirken die beiden Oberbefehlshaber recht entspannt: Robin Janßen und Marvin Kreifelts stehen sich gegenüber und werfen abwechselnd ihre Würfel.
Die rollen klappernd über einen blauweiß bemalten Tisch, der eine Eislandschaft darstellen soll. Darin haben die beiden ihre Krieger formiert — kleine Figuren aus Plastik oder Zinn. Janßen befehligt die Blood Angels, Kreifelts die Grey Knights.
Die beiden haben sich im Games Workshop getroffen, um ein Tabletop namens Warhammer 40 000 zu spielen. Marc Prass, Leiter des Games Workshop, erklärt: „Die Welt von Warhammer 40 000 ist 40 000 Jahre in der Zukunft angesiedelt. Schauplatz ist das ganze Univerum, in dem verschiedene Völker um die Vorherrschaft kämpfen.“
Ein Tabletop, so Prass weiter, sei ein Strategiespiel bei dem Schlachten mit Armeen aus Miniaturen simuliert würden: „Den Ablauf der Schlachten bestimmen Regelwerke, und über ihren Ausgang entscheiden Würfel.“ Und im Games Workshop, ergänzt er, könne man die benötigten Miniaturen und Regelwerke kaufen.
Die Regale im Verkaufsraum sind daher gefüllt mit Büchern und Bausätzen. Im Lager hingegen stehen vor allem Koffer. Sie sehen aus wie Werkzeugkoffer, enthalten aber Setzkästen aus Schaumstoff mit zahlreichen Fächern. In jedem dieser Fächer steht ein kleiner Krieger, sorgfältig zusammengeklebt und angemalt — kampfbereit.
„In den Koffern“, erklärt Prass, „sind die Armeen der Stammkunden untergebracht.“ Das, betont er, gehöre ausdrücklich zum Geschäftskonzept: „Die Leute kommen nämlich nicht nur zum Kaufen, sondern auch zum Spielen hier hin.“
Manche kommen aber auch zum Basteln. „Ich bin mehr der Bastler und Maler. Zum Spielen habe ich kaum noch Zeit“, betont Bernd Barnstorf. Obwohl er durchaus über „spielbereite Armeen“ verfüge, seine Streitmacht sei sogar ziemlich gewaltig: „Ich schätz’ mal, das sind rund 400 Figuren.“
Auf dem Tresen neben der Kasse steht ein Nemesis-Ritter, den er gebaut und bemalt hat. Und zwar so sorgfältig, dass Marc Prass ihn in den Rang eines Ausstellungsstücks erhoben hat. Etwa fünf Stunden hat Barnstorf in die etwa 15 Zentimeter hohe Figur investiert: „Für die Rüstung hab’ ich vier unterschiedliche Metalltöne verwendet, um den Schimmer und die Patina richtig zu treffen.“
Obwohl er lieber Krieger erschafft, als sie zu töten, schaut Barnstorf interessiert zu, wie Robin Janßen und Marvin Kreifelts ihre Blood Angels und Grey Knights in den Kampf schicken. Es läuft nicht gut für Janßen: Sein von einem Dämon besessener Captain wurde schon in der ersten Runde von Kreifelts’ Grey Knights getötet.
Damit haben sie ihre Mission erfüllt und Janßen hat eigentlich keine Chance mehr. Trotzdem lässt er seinen verbliebenen Blood Angels weiter kämpfen: „Die sollen jetzt noch so viele Grey Knights wie möglich mit in den Tod reißen.“