Törn: Wolfgang Kersting vertraut nach Wellenritt der Eisernen Lady
Der Krefelder gehört zur Crew mit dem Weltumsegler Michael Wnuk. Ziel ist Salvador/Bahia in Südamerika.
Krefeld. Seit Montag befindet sich der Krefelder Thomas Kersting (46) auf großer Fahrt, nachdem er das Angebot seines Freundes Michael Wnuk angenommen hat, ihn bei der Atlantiküberquerung zu begleiten (die WZ berichtete). Zwischen Kapstadt als Ausgangspunkt und Salvador de Bahia als Ziel liegt knapp auf halber Strecke die britische Insel St.Helena als einziger Zwischenstopp.
Bereits am 12. März war Thomas Kersting in Südafrika eingetroffen. Skipper und Eigner Michael Wnuk hatte schon Tage zuvor die "Iron Lady", die im Yachthafen des südafrikanischen Küstenortes Knysna lag, auf Vordermann gebracht.
Bereits zwei Tage später war die kurze Eingewöhnungsphase vorbei - die "Iron Lady" wagt die Ausfahrt aus dem Hafen von Knysna. Doch das Wetter und damit der Wellengang meinen es nicht gut mit der Crew. Alle sind brav in Schwimmwesten und angeleint. Alle Öffnungen des Bootes sind verriegelt, der Motor schon eine Stunde warmgelaufen.
Michael Wnuk wagt am Mittag die Ausfahrt. Kaum ist die "Iron Lady" am Cliff, baut sich eine große Welle auf, hebt die Lady vier Meter hoch in den Himmel, und auf der Rückseite fallen zwölf Tonnen Stahl und Mensch mit lautem Getöse ins Wellental. Noch zweimal kämpft die Lady gegen die Wellen an und hat es dann auf die offene See geschafft.
Nach dem Auslaufen aus Knyna schreibt Thomas Kersting (Foto) ins Online-Logbuch des Bootes: "Ich habe Vertrauen zur Lady bekommen. Eine solch steile und teilweise brechende Welle habe ich bisher nicht erlebt. Nach zwei Tagen mit ziemlich gemeinen Wellen wissen nun alle Crewmitglieder, wo man sich im Schiff festhalten kann und wie man sich in der Koje verkeilt."
Gegen Abend des 17. März erreicht die "Iron Lady" dann Kapstadt. Michael Wnuk trifft eine Entscheidung: "Wer will schon in den dreckigen Yachtclub von Kapstadt, neben Erdölplattformen, die gerade gesandstrahlt werden?" Also will er Hout Baai anlaufen. Der dortige Yachtclub-Manager signalisiert: "Wir haben Platz. Kein Problem, aber es ist sehr windig in der Bucht."
Von den Bergen kommen Fallwinde mit 70 Knoten Geschwindigkeit, die Lady wird unsteuerbar. Wnuk beschließt, den Anker bei 15 Meter zu werfen. Eine Fehlentscheidung, wie sich zeigt. Durch die Wucht reißt der Anker, das Boot tanzt auf den Wellen.
Wnuk steht fluchend am Bug. "Meine Crew tut ihr Bestes, um nicht aus dem Cockpit zu fliegen. Thomas steht meisterhaft am Ruder und versucht, die Lady in den richtigen Winkel zum Wind zu bekommen", schreibt er später ins Logbuch. Die "Iron Lady" schafft es schließlich doch noch, ohne Anker, aber unversehrt in den Hafen einzulaufen.
Mittlerweile befindet sich die "Iron Lady" auf hoher See. Die letzte Meldung im Logbuch stammt von vergangenen Dienstag. Der letzte Kontakt über den Kurzwellensender hatte die "Iron Lady" mit der Station Maputo in Mozambique. Dann passiert das Unglaubliche - das neue Gerät gab seinen Geist auf.