Witziger Walkürenritt: Frau Jaschke steigt in den Ring
In zwei Stunden führt die Komödiantin durch Richard Wagners Ring der Nibelungen. Und jeder hat ihn verstanden.
Krefeld. Marlene Jaschke muss man gesehen haben. Keine noch so genaue Beschreibung kann ausdrücken, was diese Figur mit ihrer Mimik ausdrückt. Stets mit beigefarbenem Kostüm, rotem Filzhut und Lederhandtasche großmutterhaft ausgestattet, versprüht die Hamburger Komödiantin Jutta Wübbe in ihrer Rolle lockere Heiterkeit — so auch am Samstagabend im Seidenweberhaus.
Es ist weniger das laute Lachen, das die Komikerin auslöst, sondern eher das gedämpfte. Auf ihre etwas altjungferlich-linkische Art wirkt sie rührend und vermittelt Wärme und Treuherzigkeit. Zum Beispiel, wenn sie von ihrem Wellensittich Waltraud und ihrer Freundin Hannelore erzählt, mit der sie Richard Wagners Nibelungenring gesehen hat: „16 Stunden und 32 Minuten!“
Eine Zumutung! „Ich habe Herrn Wagner sofort einen Brief geschrieben“, versichert sie. „Aber er hat bis heute nicht geantwortet.“ Mit ihrer witzigen Persiflage auf das Opernepos schafft sie es, dem mehrheitlich weiblichen Publikum Themen wie Mord und Totschlag, die Macht der Liebe und die Liebe zur Macht in zwei Stunden anschaulich nahe zu bringen. „Ohne dass man dafür Abitur braucht“, so ihr Versprechen.
Sie zeigt dabei, dass man die Eigenheiten von Helden und Göttern locker auf den vertrauten Alltag herunter brechen kann. Was stets wiederkehrt, ist der Kreislauf der Zerstörung und der Neubeginn allen Lebens. Und zwar bei reichlicher Unmoral wurde Siegfried doch von Bruder und Schwester gezeugt. Was bleibt, ist die Unbelehrbarkeit der Menschen. Gleichzeitig gibt es liebevolle Seitenhiebe auf das Theater: „Wenn Siegfried in grünen Strumpfhosen auf die Bühne kommt, fällt der Drache vor Lachen tot um“, erklärt Jaschke.
Dann schwenkt sie auf Stand-up-Comedy um und sucht sich im Saal einen geeigneten Siegfried. Von ihm lässt sie sich von ihrem Brustpanzer befreien. Ihr Kommentar: „Wie gut, dass Sie nicht in grüner Strumpfhose gekommen sind.“
In Herrn Griepenstroh hat die liebenswert schrullige Dame einen kongenialen Partner, der am Flügel ihre Walküren-Gesänge untermalt. Sie rückt ihm allerdings zu dessen Unbehagen immer wieder auf die Pelle und fordert ihn vergeblich zu Kommentaren auf. Bis der Schweigsame bei der Interpretation des fiebernden Siegfried mit dem häufig gecoverten Hit „Fever“ aus den 1950er Jahren schier ausflippt. Ähnlich wie Jaschke selbst, wenn sie wie der Storch im Salat über die Bühne stakst und ihr Publikum zum Mitsingen verführt. Das dankt mit langem Applaus.