Wo Tannenbäume mit Schokoladenseite Käufer suchen

Paul Müller und Marie-Theres Osebold finden für jeden den passenden Baum.

Krefeld. Dieter Bach und seine Tochter Louisa schlendern gemütlich über den Sprödentalplatz — durch einen Wald aus geschlagenen Weihnachtsbäumen. Als Händler Paul Müller sie entdeckt, werden die per Handschlag begrüßt.

Man kennt sich, denn Familie Bach gehört seit Jahren zur Stammkundschaft von Müller. „Wir suchen eine Nordmanntanne, so um die 2,50 Meter hoch, die schön ausladend und dicht gewachsen ist“, sagt Dieter Bach. „Es ist ja schließlich nur einmal im Jahr Weihnachten.“

Papa besorgt den Baum, die 15-jährige Louisa und ihre Schwestern sind traditionell fürs Schmücken zuständig. Und dafür brauchen sie Platz: Schließlich müssen viele bunte Kugeln, Sterne und Engel ansprechend präsentiert werden.

Nebenan — beim Weihnachtsbaumverkauf von Mathilde Biegala — sucht Evelyn Ingenpaß nach einem kleinen Bäumchen: „Meine Enkelkinder kommen für zwei Tage zu Besuch“, sagt sie. „Da muss ich eins zu Hause stehen haben.“ Als sie ein schönes Exemplar entdeckt, betrachtet sie es eingehend und stellt nach knapp zwei Minuten fest: „Dieser Baum hat mehr als eine Schokoladenseite, den nehme ich mit.“ Jetzt muss er nur noch transportgerecht eingepackt werden. Dazu schiebt ihn Marie-Theres Osebold durch die sogenannte Einnetztonne, das Prozedere dauert nur wenige Sekunden.

„Mein Vater beliefert bestimmt seit mindestens zwei Jahrzehnten Frau Biegala mit Weihnachtsbäumen aus dem Sauerland“, erzählt sie. „Nachdem eine Kultur abgehauen wurde, wird sie auf Paletten gestapelt und mit dem Lkw ausgeliefert.“ Ein hüfthoher Baum ist da bereits rund drei Jahre alt, eine Zwei-Meter-Tanne musste acht bis zehn Jahre zu ihrer imposanten Größe heranwachsen.

Ungebrochen ist die Nachfrage nach Nordmanntannen. „Die halten länger, pieken weniger und sind vor allem bei Familien sehr beliebt, weil die Kinder sich schmerzfrei am Schmücken beteiligen können“, erklärt Osebold. „Dafür duften Blaufichten intensiver.“

Sowohl Biegala als auch Müller haben auch Bäume aus Dänemark im Angebot. „Die sind natürlich alleine wegen der höheren Transportkosten teurer“, sagt Paul Müller. „Aber sie haben auch noch mal eine andere Qualität: Sie sind etwas buschiger als die, die im Sauerland wachsen, ihre Nadeln sind etwas länger. Dafür weiß ich genau, wann die deutschen Bäume geschlagen wurden und damit wie frisch sie sind.“

Einige Weihnachtsbäume sind so hoch, dass sie noch nicht einmal in eine Altbau-Wohnung mit sehr hohen Decken passen würden. „Die werden meist von Kirchengemeinden gekauft oder von Firmen, die sich ein großes Exemplar zum Beispiel ins Foyer stellen wollen“, sagt Osebold. Eine Vorbestellung ist bei Bäumen dieses Ausmaßes sowohl bei Biegala als auch bei Müller empfehlenswert.

Obwohl beide Anbieter mit ihren Preisen nicht mit den oft viel günstigeren Super- und Baumärkten mithalten können, haben sie sich einen treuen Kundenstamm aufgebaut. „Einige Familien sind uns bereits in der zweiten Generation treu“, berichtet Mathilde Biegala. „Kürzlich kam eine Frau extra aus Düsseldorf nach Krefeld, um bei uns ihren Weihnachtsbaum zu kaufen. Sie ist früher als Kind schon mit ihrer Mutter immer hier gewesen.“

Paul Müller weiß auch, was die Kunden zu schätzen wissen: „Wir haben uns in punkto Qualität und Service über Jahre Vertrauen aufgebaut“, sagt er. „So liefern wir zum Beispiel innerhalb von Krefeld die Bäume kostenlos aus und spitzen den Stamm christbaumständergerecht an.“