Abtauchen mit Gänsehaut
Klaus-Dieter Paehlike und seine Kollegen tauchen in einem Baggersee — bei zehn Grad Wassertemperatur. Die WZ war dabei.
Langenfeld. Wer an einen Tauchausflug denkt, hat Bilder von türkisfarbenem Wasser, Korallenriffen und bunten Fischen im Kopf. Klaus-Dieter Paehlike steht am Ufer des Sees Widdauen — in voller Tauchermontur. Er spuckt kurz in seine Brille: „Damit die Gläser nicht beschlagen.“ Dann watschelt er breitbeinig mit Flossen den Steg entlang, bleibt kurz am Rand stehen und springt.
Paehlike ist Leiter der Tauchsportabteilung des Schwimmvereins Langenfeld. Ein Tauchgang im gepachteten Baggersee gehört für ihn zu einer perfekten Woche dazu. Der Donnerstag klingt unter Wasser aus.
Alleine taucht Klaus-Dieter Paehlike nie. „Viel zu gefährlich“, sagt er. Deshalb werden auf dem Parkplatz erst einmal Gruppen eingeteilt — erfahrene Mitglieder und Neulinge gemischt.
Wer in den hiesigen Gewässern abtauchen will, braucht einen Neoprenanzug. Gänsehaut gibt es bei zehn Grad Wassertemperatur dennoch. Zumindest in den ersten Minuten. Denn wer denkt, ein Neoprenanzug ist dicht, erlebt beim Sprung in den See eine kalte Überraschung.
Ganz langsam läuft Wasser ein, erst am Hals, dann an den Füßen — tausend Nadelstiche auf der Haut. „Daran gewöhnt man sich schnell“, sagt Achim Solbach, der heute mit Klaus-Dieter Paehlike taucht. Und er hat tatsächlich recht. Ist der erste Schock überwunden und einige Milliliter Seewasser zwischen Haut und Anzug geflossen, wärmt die Schicht sogar ein bisschen.
Der Blick unter Wasser entschädigt für den eiskalten Einstieg. Das Wasser ist überraschend klar. Im Uferbereich lässt sich problemlos bis auf den Grund schauen.
Was es dort zu entdecken gibt, kann zwar nicht mit der Karibik mithalten, aber zu sehen, gibt es einiges: Zander und Schwärme von Jungbarschen, kleine Krebse zwischen Steinformationen und mit etwas Glück sogar Hechte. Angst vor dessen spitzen Zähnen braucht niemand zu haben, sagt Klaus-Dieter Paehlike, der in Australien im Great Barrier Reef schon mit Haien getaucht ist.
Das größte Riff der Welt war vor 13 Jahren seine erste Tauchstation. „Da hat mich das Tauchfieber gepackt.“ Was die Faszination ausmacht? Der 61-Jährige überlegt kurz, lächelt und sagt dann nur kurz: „Es ist da unten einfach eine ganz andere Welt.“ Achim Solbach nickt und fügt hinzu: „Wenn ich nach einem harten Arbeitstag abtauche, vergesse ich den Stress und bin nach kurzer Zeit entspannt.“
Die Entspannung kann bei Anfängern, die zum ersten Mal im See tauchen, schnell verfliegen. Irgendwo ist eine Figur versenkt. Welche, wird nicht verraten. „Das muss jeder selbst herausfinden“, sagt der 61-Jährige. Eine Haiattrappe vielleicht? Paehlike und Solbach lachen nur. Keine Antwort.