Monheim: Deutsch lernen mit Drako
„Deutsch für den Schulstart“ heißt das Projekt der Hermann-Gmeiner- Grundschule, das den WZ-Schulpreis gewonnen hat. Am Freitag wird zudem ein neuer Anbau eingeweiht.
Monheim. Drako und Mimi schauen neugierig in die Runde. Sie sind zurück aus dem Urlaub. Drako und Mimi haben nicht vergessen, ihren zwölf kleinen Freunden eine Postkarte zu schreiben - die ihnen von Andrea Beils und Daniela Schäfer vorgelesen werden.
Die beiden Frauen sind Diplom-Sozialpädagoginnen und froh, dass Drakos und Mimis Freunde den Inhalt der Postkarte überhaupt verstehen. Selbstverständlich ist das nämlich nicht. Die zwölf Kinder stehen im Mittelpunkt des Projektes "Deutsch für den Schulstart". Und damit hat die Hermann-Gmeiner-Schule den WZ-Schulpreis gewonnen.
Am Anfang stand eine ehrgeizige Idee: Andrea Beils und Daniela Schäfer wollten Sprachdefizite der Kinder mit Migrationshintergrund - an der Gmeiner-Schule im Berliner Viertel immerhin um die 70 Prozent - auffangen. Sie machten eine Fortbildung und erarbeiteten mit dem Lehrerkollegium ein Konzept.
"Sie hatten unsere volle Rückendeckung", betont Konrektorin Liane Neuhaus. Die brauchten die beiden Sozialpädagoginnen auch. Denn bei den etwa 75 Erstklässlern waren es gut 50 Kinder, bei denen im Spätsommer erst einmal von den beiden in Einzeldiagnostik ein Gutachten erstellt wurde.
Die Kleinen mit den größten Sprachdefiziten wurden schließlich in Absprache mit den Lehrern in der Projektgruppe zusammengefasst. "Mehr als zwölf Kinder wären nicht mehr effektiv gewesen. Deshalb konnten wir wirklich nur diejenigen mit den größten Defizite nehmen", erläutern Andrea Beils und Daniela Schäfer.
An diesem Morgen Ende Februar erzählt Seyma ganz aufgeregt in der Projektgruppe von ihren Freunden Drako und Mimi - ein Drache in Form einer Handpuppe und eine Stoffkatze. Die beiden sind bei jedem Treffen dabei, wenn sie nicht gerade im Urlaub sind. Aber dann gibt es ja eine Postkarte. Dass Seyma die inzwischen lesen kann, grenzt beinahe an ein Wunder:
Als die Siebenjährige eingeschult wurde, war sie eine sogenannte Null-Sprachlerin. Seyna war erst kurz zuvor mit den Eltern aus der Türkei nach Deutschland gezogen konnte und kein Deutsch. Bei zwei weiteren der zwölf Kinder war es ähnlich. Davon ist nun kaum noch etwas zu merken.
Jeden Tag in der zweiten Stunde wird in der Projektgruppe gearbeitet. Die Null-Sprachler bekommen noch eine weitere Förderung von fünf Stunden in der Woche. Dafür stellt das Jugendamt eine Fachkraft bereit. "Mehr würden wir auch nicht schaffen", sagen Andrea Beils (Dreiviertelstelle) und Daniela Schäfer (volle Stelle).
Denn die Sozialpädagoginnen sind auch noch in anderen Projekten wie der Matheförderung aktiv. Wie es mit "Deutsch für den Schulstart" künftig weitergeht, ist noch unklar. Denn die derzeitige Gruppe müsste eigentlich in der zweiten Klasse weiter gefördert werden. Aber was ist dann mit den nächsten Erstklässlern?
In diesen Tagen wird erst einmal der Erfolg genossen - und der zieht Kreise. Die Kinder verbessern nicht nur ihre Sprachkenntnisse, auch ihre Selbstsicherheit steigt. "Sie blühen in anderen Fächern ebenfalls auf", betont Liane Neuhaus. Schließlich verstehen sie nun auch die Aufgabenstellung. Das freut auch Margit Stapelkamp, die nicht nur ehrenamtliche Lesemutter an der Grundschule ist, sondern auch Mitglied des Vereins Leben in Monheim (LiM).
Das ist eine Vereinigung von Frauen, die soziale Projekte unterstützen. In diesem Falle waren es 250 Euro, die Drako und Mimi nicht zu unterschätzendes Leben einhauchten. Und falls die beiden demnächst noch Verstärkung brauchen: Mit dem ersten Platz beim WZ-Schulpreis sind neben einer Urkunde auch 1250 Euro verbunden.