Fall Mirco: Soko-Chef Thiel sagt „Ja“
Ingo Thiel war der Chefermittler im Fall Mirco. Jetzt hat er in Schwalmtal auf einem Bauernhof geheiratet.
Schwalmtal. Wenn Ingo Thiel etwas sagt, dann passiert das auch so. In den viereinhalb Monaten Suche nach Mirco und seinem Mörder hat der Leiter der Soko immer wieder gesagt: „Wir kriegen ihn.“ Er hat Recht behalten. Irgendwann, als fast alles gesagt war zum Fall Mirco, ist er gefragt worden, was er denn als erstes tun würde, wenn der Fall gelöst ist. „Ein Wildschwein schießen — und heiraten“, war seine Antwort. Klar und mit der gleichen Überzeugung wie das „Wir kriegen ihn.“ Wann der passionierte Jäger das Wildschwein erlegt hat, bleibt sein Geheimnis. Aber das Ja-Wort hat er seiner Uta am Samstag gegeben.
Reinhold Schulz, Bürgermeister Schwalmtal
Auf einem Bauernhof in Schwalmtal-Leloh wurden Thiel (48) und seine langjährige Lebensgefährtin Uta getraut. Schwalmtals Bürgermeister Reinhold Schulz hat die Zeremonie selbst geleitet. Er sprach von der stabilen Beziehung, die als Fundament für diese Ehe dienen solle. „Die beiden schätzen einander so, wie sie sind“, so Schulz weiter.
Und das ist auch wichtig, denn Thiels Beruf, den er als Berufung ausübt, hat in der Zeit der Suche nach Mirco eher die Soko als die tatsächlichen Angehörigen zur Familie gemacht. „Mein erster Gedanke, wenn ich wach werde, gilt Mirco, mein letzter, wenn ich einschlafe, auch“, hat Thiel während der Suche einmal gesagt.
Jetzt können wenigstens diese Gedanken wieder seiner Uta gelten. Aber die Verbundenheit zur Soko bleibt: Außer der Familie, Freunden und Bekannten, waren auch die Ermittlerkollegen am Samstag bei der Hochzeit dabei.
Auf den Tag genau neun Monate vorher war diese Soko gegründet worden, als am Morgen des 4. September der zehnjährige Mirco aus Grefrath nicht zu Hause war. Von diesem Tag an änderte sich auch das Leben von Ingo Thiel. Seit mehr als 30 Jahren ist er bei der Polizei, hat schon viele Mordkommissionen geleitet. Aber im Fall Mirco war alles anders. Soviel Hinweise wie nie, so wenig Fortkommen wie nie.
Irgendwann, als die Menschen in Grefrath ungeduldig wurden, weil sie das Gefühl hatten, die Ermittlungen würden nicht weitergehen, hat Polizeisprecher Willy Theveßen einmal gesagt, man solle Thiel nicht unterschätzen. Er habe bislang noch jeden Fall gelöst, bei dem er die Ermittlungen von Anfang an geführt habe. Auch bei Mirco haben Thiel und sein Team bewiesen, dass sich Beharrlichkeit lohnt. Sie konnten den Eltern ihr Kind nicht lebend zurückbringen, aber sie konnten ihnen Gewissheit über das Schicksal ihres Sohnes verschaffen.
Auch heute noch, lange nach der Auflösung der Soko Mirco, beschäftigt sich Thiel an jedem Arbeitstag mit dem Tod des Jungen. Aber der Samstag war frei für die Hochzeit mit seiner langjährigen Lebensgefährtin. Thiel, wie immer in Jeans und kariertem Hemd, trug immerhin eine Krawatte. Trauzeugen waren die erwachsenen Söhne der Braut, Christoph und Matthias. Die rückten für einen kurzen Moment in den Mittelpunkt des Interesses: Kurz nach dem Ringtausch klingelte das Handy in Thiels Tasche. Während der Ermittlungen im Fall Mirco hätte das ja jederzeit der entscheidende Anruf sein können. Doch jetzt reichte Thiel das klingelnde Ding nur seinen Trauzeugen, die den Anrufer wegdrückten und das Handy in die Tasche steckten.
Und wohin geht die Hochzeitsreise? „Die wird es gar nicht geben“, sagt Willy Theveßen. Er gibt auch an diesem ganz besonderen Tag im Leben von Ingo Thiel dessen Sprecher. Vier Monate Soko schweißen zusammen.