Acht Schulbibliotheken müssen um ihre Zukunft fürchten
Zuschüsse von 80.000 Euro sollen gestrichen werden – mit weitreichenden Folgen.
Wuppertal. Beim Sparpaket zur Haushaltskonsolidierung können auch kleine Beträge große Auswirkungen haben: zum Beispiel 80.000 Euro. Die schießt die Stadt jährlich für die acht Schulbibliotheken in Wuppertaler Gesamtschulen und Schulzentren zu. Damit soll künftig Schluss sein, der Zuschuss ab 2011 wegfallen.
Die Schulen finanzieren von dem Geld vor allem Personal. In der Regel arbeiten in den Bibliotheken Mütter von Schülern auf 400-Euro-Basis, kümmern sich um die Ausleihe und ums Archivieren. Darüber hinaus sind die Schulen auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. "Ohne die befristet angestellten Hilfskräfte funktioniert der Betrieb aber nicht", weiß Dorothee Kleinherbers-Boden. Die Leiterin der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule ist Vorsitzende des Schulbibliothek-Vereins. Sie ist sicher: "Wenn die Zuschüsse gestrichen werden, muss die Mehrzahl der acht Schulbibliotheken schließen." Das wäre dann ein Kahlschlag in der Bibliotheken-Landschaft, denn auch auf zwei von bisher neun Stadtteilbibliotheken soll laut Sparkonzept verzichtet werden.
Die Schulleiter ärgert vor allem, welche Konsequenzen in Kauf genommen werden für die Einsparung von vergleichsweise geringen Beträgen. "Eine Infrastruktur bricht zusammen, die aus Ehrenamtlichen besteht, aber auch Professionalität verlangt", umschreibt es Rainer Dahlhaus, Leiter der Gesamtschule Langerfeld.
Zumal schon für den laufenden Betrieb das Geld kaum reicht. "Wir müssen an unserer Schule bereits Aufsichtsstunden von Lehrern umlegen in die Bibliothek, damit wir die Öffnungszeiten einhalten können", berichtet Kleinherbers-Boden und erinnert daran, dass die Schulbibliotheken den großen Einschnitt bereits 2002 hinter sich bringen mussten. Bis dahin hatte die Stadt noch Bibliothekare in die Schulen entsandt.
Von fest angestelltem Fachpersonal können die Schulen nur träumen, obgleich trotz des Siegeszugs der neuen Medien die Nachfrage nach Gedrucktem ungebrochen ist. "Die Schüler werden systematisch an die Bibliothek herangeführt. Da ist immer etwas los, vor allem mittags wird die Bücherei sehr stark frequentiert", beobachtet Kleinherbers-Boden.
Deshalb wollen die Schulleiter ihre Bibliotheken auch nicht kampflos aufgeben. Eingaben an die Stadt, das Land und den Regierungspräsidenten sind verschickt. Das Ziel: Schulbibliotheken sollen sollen nicht länger eine freiwillige und damit kürzbare Leistung sein, sondern zur Pflichaufgabe erhoben werden. "Dann können sie auch nicht mit jedem Haushaltskonsolidierungskonzept erneut zur Disposition gestellt werden", so die Schulleiterin der Else. Noch im Januar wollen sich die Vereinsvertreter mit Schuldezernent Matthias Nocke zusammensetzen, um alternative Finanzierungsmodelle auszuloten. Nocke stellt klar, dass die Einsparziele des Sparpakets nicht zur Diskussion stehen. "Es geht vielmehr darum, wie wir die Rahmenbedingungen verändern und zum Beispiel Mittel einwerben, um den Bestand zu sichern." Der Schuldezernent verweist aber auch auf "eine Vielzahl von Schulbibliotheken, die ohne städtische Unterstützung auskommen". Gleiche Bedingungen unter den Schulen gebe es nicht.
Das sieht auch Kleinherbers-Boden so. Sie kontert mit dem unterschiedlichen Klientel der Schulen. Nicht überall finde sich eine Elternschaft, deren Engagement ausreiche, eine Bibliothek zu unterhalten.
Noch bleibt den Schulleitern zeit für Verhandlungen, wenngleich sie auch befürchten, dass ihre Schulbibliotheken schon früher von verfügten Haushaltssperren betroffen sind. Dann hätten sie das Problem, bereits abgeschlossene Arbeitsverträge nicht mehr finanzieren zu können.