Bergische Marktführer (41): Vom Schuhsenkel bis zur Angelleine
Eine technologische Vielfalt wie hier gibt es sonst nicht in der Branche der Schmaltextilien.
Wuppertal. Bandweberei, Zwirnerei, Flechterei, Färberei, Spulerei und dann auch noch die Kunststoffextrusion — so viel unterschiedliche Technologie hat in Deutschland und womöglich sogar in Europa kein anderes Unternehmen der Schmaltextilienbranche in einem Haus. Barthels-Feldhoff jedoch verfügt über all diese Kompetenzen — und ist nicht zuletzt deshalb Marktführer. Eine Position, die das Unternehmen nach Angaben des geschäftsführenden Gesellschafters Christoph Rickerl im Bereich des Schuhsenkel-Ersatzbedarfs sehr deutlich innehat. Denn bei den in Deutschland verkauften Schuhsenkeln liegt der Marktanteil bei rund 50 Prozent.
Allein im Schuhreparaturgeschäft, also bei den Schuhmachern, liegt der Anteil sogar bei rund 75-80 Prozent. Der bekannteste Markenname lautet Ringelspitz. Das sollte man jedoch keinen nicht-deutschsprachigen Menschen aussprechen lassen. Im Ausland heißt die Marke deshalb Ringpoint. Dazu kommt ein ausgeprägtes Private-Label-Geschäft. Barthels-Feldhoff produziert also Eigenmarken für etliche Drogerie- und Supermärkte. Innerhalb von Europa, also zusammen mit den Firmen in Erfurt und Polen, so Rickerl, hat die Gruppe bei Schuhsenkeln die größten Fertigungskapazitäten, den höchsten Automatisierungsgrad und eine ungewöhnlich breite Produktpalette. Und dazu kommt noch der Verkauf zum Beispiel von Einlegesohlen, je nach Bedarf in der Ausführung Lammfell, Polarfleece, Wolle, Alu, Leder(statt Latex), Deo oder zum Beispiel die Bio Serie.
Grundsätzlich hält Barthels-Feldhoff es so, dass die Produkte mit hohem technischen Know how in Wuppertal erledigt werden und jene mit viel Handarbeit und statischen Arbeitsschritten in den anderen Standorten. Wachstumschancen gibt es vor allem im technischen Bereich.
Und genau da ist die Wuppertaler Kompetenz gefragt. Bedient werden in diesem Geschäftsbereich etwa mit Carbonfasergeflechten unter Umständen solch kleine Nischen, dass das Wuppertaler Unternehmen, wenn es dem Kunden eine Lösung für sein Problem anbieten kann, quasi automatisch auch Marktführer ist.
Typische Anwendungen sind zum Beispiel Druckschläuche für die chemische Industrie. Druck und höhere Temperaturen müssen diese um einen Silikonschlauch befestigten Schläuche schon aushalten. Carbonfaserschläuche aus Wuppertal kommen aber zum Beispiel auch bei der Herstellung von Eishockeyschlägern zum Einsatz. Zusammen mit der Bergischen Universität entwickelte Barthels-Feldhoff zudem Geflechte, die verhindern, dass es im Inneren des Teilchen-Beschleunigers am CERN in Genf zu einer zu großen Wärmeausdehnung kommt. Dünner als ein Haar sind ferner die zusammen mit einem Schweizer Arzt entwickelten Aorta-Schutzschläuche zur Vermeidung von Aneurysmen.
Weitere Spezialitäten von Barthels-Feldhoff: hochwertige Angelleinen für Sportfischer. Diese Leinen sind nach mehreren Bearbeitungsstufen sogar elektronisch gereinigt. 1000 Meter solcher Angelleine können dann auch einmal bis zu 500 Euro kosten.
Auch bei Drachenleinen macht dem Wuppertaler Unternehmen niemand etwas vor.
Und beim Snow-Kiten, sowie beim Surf-Kiten sind die Ansprüche an die Leinen extrem. Kunden sind die Hersteller von entsprechenden Segeln — und deren Kunden wiederum wissen alles über die Leinen.
Ein Prozess, der Rickerl derzeit beschäftigt: Barthels-Feldhoff will zunehmend die Fertigungstiefe im eigenen Haus erhöhen, setzt daher verstärkt auf Robotertechnik und bietet in der Folge auch das Flechten von Bauteilen an.
Eine Besonderheit in der Ausbildung: Für die jungen Menschen gibt es zusätzlich kunstpädagogischen Unterricht — mit Blick auf das eigene Tun, die Dinge und die Welt.