Die Fische sind wieder da: Neues Leben in der Wupper
Jahrzehntelang war die verschmutzte Wupper nahezu fischfrei – inzwischen haben sich die Bestände erholt.
Wuppertal. Der Wupper geht es gut. Gerade die Angler wird das freuen. Doch ist ihr jetziger Zustand nicht ganz natürlich, denn nicht immer konnte man sie als sauberen Fluss bezeichnen - menschliche Hilfe war nötig.
Rückblick: Bis in die 1970er Jahre war die Wupper tatsächlich einer der dreckigsten Flüsse Deutschlands. Gerade in Zeiten, in denen es Wuppertal wirtschaftlich gut ging, lief es für den Fluss nicht gut. Beispielsweise die gutgehenden Färbereien ließen ihre Abwässer direkt in die Wupper ab. Eine Katastrophe für alles Leben im Wasser. Doch heute sind die Bedingungen wieder besser - für Fische und andere Lebewesen.
"Seit den 70er Jahren wurden Kläranlagen gebaut und viele häusliche Abwassersysteme stillgelegt.", sagt Helmut Wuttke, Vorsitzender des Bergischen Fischereivereins (Stadtkreis Wuppertal). Er kennt die Wupper gut und ist sehr engagiert, wenn es um den Schutz dieses einzigartigen Lebensraums geht. Diese und viele weitere Schutzmaßnahmen brachten auch die Fische und andere Lebewesen wieder zurück. Bis dahin war vor allem der Unterlauf der Wupper praktisch fischfrei. Vom Stadtgebiet Wuppertals an bis zur Mündung war die Sichtung eines Fisches eher eine Seltenheit.
Es brauchte seine Zeit, bis die Vielfalt und die Population der Fische wieder zunahm. Manche Arten mussten sogar von Menschenhand wieder in der Wupper angesiedelt werden. Im Moment versuchen Wuttke und seine Helfer, vor allem den Lachs wieder dauerhaft in die Wupper zurück zu bringen. Sie brüten Fischeier aus, um die "Brütlinge" anschließend in der Wupper und deren Nebenbächen auszusetzen.
"Im vergangenen Frühjahr haben wir 80000 kleine Lachse ausgesetzt", sagt Wuttke. Wenn sie groß genug sind, werden sie sich auf den Weg über den Rhein in die Nordsee machen. Zurück kommen sie dann einige Jahre später zum Laichen. Doch leider erwartet Wuttke nur ungefähr 0,1 bis ein Prozent der ausgesetzten Fische zurück. Das heißt, es wird schon ein Erfolg sein, wenn 800 Lachse an Wehren und Schleusen vorbei ihren Weg zurück in die Wupper finden. Das sind natürlich nicht genügend, um die Population eigenständig aufrecht zu erhalten. "Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis die Lachse keine Hilfe mehr brauchen", sagt Wuttke.
Doch dürfte den Anglern dieser Umstand recht wenig ausmachen. Die Lachse sind in der Wupper naturgeschützt - das Angeln nach ihnen ist daher untersagt. Der Wupper geht es aber auch vor allem wegen ihrer natürlich gegebenen Bedingungen gut. Sie ist einer der steilsten Flüsse in Nordrhein-Westfalen, was zu ihrer hohen Fließgeschwindigkeit beiträgt. Die Turbulenzen im Flussverlauf sorgen für reichlich Sauerstoff im Wasser. "Außerdem sind große Bereiche der Wupper naturbelassen", sagt Wuttke. Optimale Bedingungen für die Artenvielfalt. Deshalb kann man in der Wupper bis zu 35 verschiedene Fischarten finden. Neben den Lachsen vor allem Äschen, aber auch Bach- und Meerforellen sowie Kleinfischarten wie Schmerle oder Elritze.
Welche Arten vorherrschen hängt vom Flussabschnitt ab - im Oberlauf sind die Lebensbedingungen andere, als im Mittel- oder Unterlauf (siehe Kasten). Ist die Wupper für Angler also einen Ausflug wert? "Es kommt drauf an, was man erwartet", sagt Wuttke. "Wer es genießt in der unbelassenen Natur zu fischen und nicht so sehr auf die Beute aus ist, der ist hier genau richtig."