WZ-Serie: Auf dem Weg zum Marathon Ein Marathon — aber durch zwei

Jennifer Cox hat trotz Rückschlägen ihr Laufprojekt durchgezogen. Weil sie schwanger ist, lief sie in Köln aber „nur“ die Halbdistanz und kam voll Euphorie ins Ziel.

Wuppertal. Jennifer Cox hat ihr Marathon-Projekt seit Sonntag abgeschlossen. Zwar anders als erwartet, aber dafür doppelt glücklich erreichte die Cronenbergerin, die zu Jahresbeginn noch Laufanfängerin gewesen war, am Samstag beim Köln-Marathon das Ziel.

Siegesgewiss gab sich Jennifer Cox schon vor dem Start zum Halbmarathon in der Kölner Morgensonne. Nach 2:10 Stunden was sie im Ziel (Bild links). Ehemann Markus eskortierte Jennifer Cox auch auf der Strecke (Bild rechts).

Dass sie letztlich „nur“ die Halbmarathondistanz gewählt hatte, war im wahrsten Sinne des Wortes den Umständen geschuldet. Wie berichtet, hatte sie nach einem Ermüdungsbruch im Fersenbein, den sie sich im April im Training zugezogen hatte, drei Monate gar nicht laufen können. Als sie im Juli gerade wieder damit beginnen durfte, erfuhr sie, dass sie schwanger ist. „Ich bin für zwei gelaufen, macht dann also doch 42 Kilometer“, strahlte die 42-Jährige am Montag noch ganz überwältigt vom Vortagserlebnis.

Foto: M. Cox

„Ich ziehe den Hut davor, welche Leistung sie da vollbracht hat. Ich musste sie im Training eher noch bremsen“, gab es ein großes Lob von Trainer Stavro Petri, der die Marathonanfängerin mit Melanie Lüdorf gezielt vorbereitet hatte. Auch für die Trainer sei es neu gewesen, dass sich da jemand drei Monate lang nur mit Aquajogging und Fahrradfahren weiter fit hält, ganz zu schweigen von der späteren Schwangerschaft.

„Ich wäre kein Risiko eingegangen, aber für mich war immer klar, dass ich nach Köln wollte“, berichtet Jennifer Cox mit ansteckender Begeisterung. In Rücksprache mit Ärzten, Petri und Lüdorf hatte sie letztlich entschieden, sich auf den Halbmarathon zu beschränken. Ihrer Familie und den meisten Freunden gegenüber hatte sie das süße Geheimnis so lange wie möglich verschwiegen. „Sonst hätte mir doch jeder abgeraten, zu laufen. Aber das ist ja keine Krankheit. Im Internet habe ich gefunden, dass eine Australierin sogar kurz vor der Entbindung noch einen Marathon gelaufen ist“, erzählt Cox.

Streng nach Puls laufen mit nicht mehr als 150 Schlägen pro Minute und bei aufkommenden Problemen lieber abbrechen, waren die Vorgaben, die ihr Ärzte und Trainer gegeben hatten. Um das Babybäuchlein abzustützen, das sich bereits zart wölb, trug sie einen Bauchgut.

Am Wochenende zuvor war sie trotz Erkältung die zehn Kilometer beim Volkslauf in Ronsdorf gelaufen, um auch für sich selbst das Zutrauen zu finden, dass der Fuß hält. In Köln lief dann ihr Ehemann Markus die ganze Zeit hinter ihr und gab moralische Unterstützung.

Jennifer Cox: „Das war alles hochemotional. Es war schon morgens beim Start traumhaft, bei bestem Wetter über die Deutzer Brücke hinein nach Köln zu laufen.“ Dreimal kamen ihr dann sogar die Tränen. Einmal als sie eine Kirche erkannte, nahe der sie Silvester 2000 gefeiert hatte. Einmal, als nach Kilometer 17, als die Waden schwer wurden, eine Frau sich ungefragt umdrehte und ihr Traubenzucker reichte und dann, als sie um die letzte Kurve bog und ihre Söhne Cedric (11) und Vincent (9) sie schon mit lauten „Mami“-, „Mami“-Rufen empfingen.

Dass viele vor Erschöpfung aufgegeben hatten, und sogar ein Teilnehmer gestorben war, erfuhr sie erst später, fühlte sich selbst beim anschließenden Gang durch das Athletendorf bei Cola, Suppe und einem alkoholfreien Bier wunschlos glücklich. Auch mit der Zeit von 2:10 Stunden war sie zufrieden. Die einzige Sorge, der Besenwagen könne sie nach 2:45 Stunden einsammeln, hatte sich schon verflüchtig, als sie mit ihrem Mann den Tempomacher, der den Ballon mit der Aufschrift 2:15 trug, überholt hatte.

„Sport mache ich auf jeden Fall weiter. Obwohl ich zehn Jahre älter bin, fühle ich mich sogar fitter, als vor der Geburt von Vincent“, sagt Jennifer Cox und plant schon weiter: „.Nach der Babypause möchte ich 2019 einen neuen Anlauf zum Marathon starten.“