Eine gebückte Haltung ist von Vorteil
Der satirische Wochenrückblick
Es ist eine Frechheit. Da beschwert sich doch der Vorsitzende der Wuppertal Bewegung, Carsten Gerhardt, dass die Stadt die Fördergelder nicht rausrückt. Und das nur, weil Stadtchef Peter Jung und Kämmerer Johannes Slawig ein paar andere Regeln als das Land aufgestellt haben. Na und — wer Kohle will, der muss halt springen.
Dem Vernehmen nach gelten folgende Regeln: Ehrenamtler bewegen sich ab Eingang Rathaus nur noch in gebückter Haltung, um die nötige Hochachtung vor der Verwaltung auch optisch zu untermauern. In besonders wichtigen Fällen wird empfohlen, dabei Lobpreisungen murmelnd von sich zu geben. Weiter gilt: Wer Kritik von sich gibt, wird in die Wupper getunkt, und wer dies auch noch öffentlich macht, muss bei der nächsten Sitzung des Stadtrates zwischen Jung und Slawig sitzen. In der Vergangenheit soll beobachtet worden sein, wie solche Unbelehrbaren vom Oberbürgermeister zwar politisch korrekt, aber energisch am Ohr gezogen worden sind.
Dritte und entscheidende Regel, um in Wuppertal in den Genuss von Fördergeldern zu kommen: Politische Rückendeckung. Es empfiehlt sich, eine Ausbildung als Kassenprüfer zu absolvieren, um der CDU-Fraktion bei der Prüfung der Kasse zu helfen. Wobei die CDU-Kasse eine Besonderheit aufweist. Man prüft sie am besten, ohne dass man sie öffnet. Das hat bisher immer ganz gut funktioniert.
Übrigens: Wichtig ist auch, dass der vereinbarte Rahmen gesprengt wird. Wer mit seinem Fördergeld auskommt, macht sich verdächtig. Also: Wacker die Kosten explodieren lassen. Die Stadt hat’s vorgemacht: Man denke nur an die Stadthalle, deren Sanierung seinerzeit kaum mehr als das Dreifache der geplanten Summe ausmachte. Beim bevorstehenden Umbau des Döppersberg wetten Insider ebenfalls auf explodierende Kosten — nach guter alter Wuppertaler Tradition.
Apropos Tradition. Was ist denn in die Grünen gefahren? Nur weil die Chefs von CDU und SPD ab und zu im stillen Kämmerlein ein paar wichtige Entscheidungen für die Stadt abkaspern, sind die Grünen beleidigt. „Das haben wir aber doch schon immer so gemacht“, hat sich deswegen auch SPD-Fraktionschef Klaus Jürgen Reese über die Grünen-Kritik sinngemäß beschwert. Genau. Und deswegen sind Politiker ja auch so beliebt. Sie sorgen für Kontinuität. Dieser Unfug mit der Transparenz und der Glaubwürdigkeit, das wird doch überbewertet. Eigentlich will das keiner — außer den Grünen.
Da sind die drei Wuppertaler Landtagsabgeordneten der SPD, Bell, Bialas und Neumann, schon weiter — und auch richtig cool. Der Protest gegen die höheren Diäten lässt sie völlig kalt. Das muss man auch verstehen. Es ist doch der typische Neid der armen Würmer, die in der gesetzlichen Rentenversicherung sind. Die gönnen diesen drei Kämpfern für die soziale Gerechtigkeit aber auch gar nichts. Wir wahren jedoch die Erinnerung daran. Ehrenwort.