Für vom Lehn platzt ein Traum
Im Halbfinale über 200 Meter Brust steigerte sich Christian vom Lehn zwar gegenüber dem Vorlauf, verpasste aber als Zwölfter das Finale.
Wuppertal. Wütend riss sich Christian vom Lehn die Badekappe vom Kopf und warf die Schwimmbrille auf den Boden. Die Enttäuschung war dem 20-Jährigen Wuppertaler am Dienstagabend anzumerken, als er im ersten Halbfinale über seine Paradestrecke 200 Meter Brust in 2:10,50 Minuten nur als Sechster angeschlagen hatte.
Auch wenn der zweite Lauf noch bevorstand, wusste der Jungstar der SG Bayer bereits zu diesem Zeitpunkt, dass er sich den großen Traum vom Olympiafinale im mit 17 500 Zuschauern gefüllten Londoner Aquatics Centre nicht würde erfüllen können. Und so war es dann auch. Nach dem zweiten Halbfinale stand für vom Lehn, Bronzemedaillengewinner der WM von 2011, unter dem Strich der zwölfte Platz. Nur die besten Acht kamen ins Finale, und dafür hätte vom Lehn noch einmal eine gute Sekunde schneller schwimmen müssen.
Das er für sein großes Ziel knapp über 2:09 Minuten schwimmen müsste, hatte sein Heimtrainer Farshid Shami bereits nach den Vorläufen am Morgen vorhergesagt. Mit der für ihn schwachen Zeit von 2:11,66 Minuten hatte sich vom Lehn da nur als Sechzehnter und damit Letzter für die Semifinals am Abend qualifizieren können.
„Eine Zeit unter 2:10,50 Minuten sollte er schwimmen, um sicher weiter zu kommen, aber schon auf den ersten 100 Metern war er rund eineinhalb Sekunden langsamer als geplant, da war dann hinten heraus nicht mehr genug drin, um dieses Ziel zu erreichen, obwohl die zweiten 100 Meter richtig gut waren“, sagte Shami nach dem Vorlauf. Er traute seinem Schützling aber da noch zu, am Abend die notwendige Steigerung zu schaffen.
Eine Verbesserung gelang dem 20-Jährigen dann auch. Ganz anders als im Vorlauf ging er diesmal schnell an, wendete nach den ersten 50 Metern als Dritter. Vom Lehn konnte aber dann seine eigentliche Stärke auf den letzten 50 Metern, die ihn bei der WM noch ausgezeichnet hatte, nicht ausspielen.
Da war es kein Trost, dass er schneller war, als sein Nationalmannschaftskollege Marco Koch. Koch, der am Morgen noch schneller gewesen war, verpasste in 2:10,73 Minuten als 13. das Finale noch deutlicher. Trotz aller sportlicher Konkurrenz verstehen sich Christian vom Lehn und Marco Koch ausgezeichnet. Dienstagabend waren beide in der Enttäuschung vereint. An den Interviewern am Beckenrand ging vom Lehn erst einmal vorbei. „Ich weiß auch nicht, woran es gelegen hat“, flüsterte er nur.
Sein Trainer hatte am Morgen bereits im Hinterkopf gehabt, dass vom Lehn nach seiner langwierigen Knieverletzung in der Vorbereitung doch noch nicht ganz der Alte ist. „Sein Beinschlag ist immer noch nicht so, wie er sein sollte. Obwohl er keine Schmerzen mehr hat, sind leichte Defizite doch noch zu erkennen“, sagte Shami.