Gar nichts kann Wuppertal sich nicht leisten
offen gesagt
Bisher haben Elberfelds Einzelhändler die Unbilden ihres derzeitigen Daseins in Wuppertal mit bemerkenswerter Langmut hingenommen. Dauerbaustellen, Dauerumleitungen und vor 14 Tagen dann auch noch die kümmerliche Leistungsschau ewig Gestriger, die zum Totalausfall des Geschäftslebens in der Elberfelder Innenstadt führte. Nun aber zeichnet sich ab, dass das Maß voll ist. Die Diskussion um das Factory Outlet Center in der Bundesbahndirektion läuft aus Sicht des Handels in eine falsche Richtung. Das heißt, diskutiert wird in Wuppertal ja gar nicht. Das ist gängige Praxis. Vielmehr scheinen die Entscheidungsträger wieder einmal abwarten zu wollen, bis es im Grunde nichts mehr zu entscheiden gibt, bis der Investor sie vor vollendete Tatsachen stellt. Vogel, friss oder stirb.
Wenn schon ein FOC mitten in der Innenstadt nichts ist, über das zu sprechen sich gebietet, über was soll denn dann überhaupt noch debattiert werden? Wuppertals Politiker laufen wieder einmal Gefahr, in die Enge getrieben zu werden. Am Ende sitzen sie wie im Falle Primark zwischen allen Stühlen und werden sehr wahrscheinlich das Gefühl nicht los, eine nicht ganz falsche, aber auch nicht ganz richtige Entscheidung getroffen zu haben. Das sollten sie sich im Zusammenhang mit dem FOC ersparen.
Im Moment lehnt der Wuppertaler Einzelhandel das Factory Outlet Center ab. Das ist ihm nicht zu verdenken. Denn bisher gibt es so gut wie keine verlässlichen Fakten. 30 000 Quadratmeter zusätzlicher Einzelhandel sollen es sein - vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Es gibt weder einen Betreiber noch eine auch nur grobe Ahnung, welche Waren dort angeboten werden sollen. Wenn das Sortiment nicht stimmt, gibt es nicht den gewünschten Effekt, dass Kunden von außerhalb auch die anderen Geschäfte in der Innenstadt besuchen. Noch mehr vom selben, wird wahrscheinlich ebenso wenig nutzen, wie einfach nur billig.
Dabei kann das FOC in der Bundesbahndirektion eine Chance sein für Wuppertal, für Elberfeld und für den Elberfelder Einzelhandel. Dafür aber braucht es ein schlüssiges Konzept, dem bestenfalls eine sachliche Diskussion zwischen Handel, Investor, Politik und Verwaltung vorausgeht. Das ist die eine Möglichkeit. Die andere ist, dass Wuppertal anderen, beispielsweise Remscheid mit dessen Designer Outlet Center den Vortritt lässt. Dann geschieht in der Bundesbahndirektion, in einem der ansehnlichsten Gebäude Wuppertals, im Herzen dieser Stadt, mitten auf einem für Millionen von Euro hergerichteten Platz höchstwahrscheinlich für lange Zeit gar nichts. Das wäre schlecht. Denn gar nichts kann Wuppertal sich nicht leisten. Schon gar nicht an dieser Stelle.