Manager als Lehrer: Junior-Uni macht’s vor
Sollen Betriebe Spitzenkräfte freistellen, damit die in der Schule unterrichten? In Wuppertal funktioniert ein ähnliches Modell.
Wuppertal. Unternehmer als Ersatzlehrer? Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat für ihre Idee, Ingenieure an Schulen einzusetzen, heftig Kritik einstecken müssen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nannte es unrealistisch, dass Fachleute aus den Betrieben ein ganzes Schuljahr lang selbstständig unterrichten könnten.
Doch so unrealistisch ist die Vorstellung offenbar nicht. In Wuppertal funktioniert ein vergleichbares Modell. Fast ein Dutzend Unternehmer und betriebliche Fachkräfte geben an der Junior-Uni Kurse über ein Semester und haben kaum Probleme, dies mit ihrem Job zu vereinbaren. "Für mich war es eine echte Herausforderung, Kurse für 14-Jährige zu geben. Aber dann waren die Jugendlichen total begeistert. Großartig", berichtet Barna Hanula vom Remscheider Motorenentwickler AVL Schrick. Für ihn und sein Unternehmen ist die Junior-Uni eine Investition in die Zukunft. In der eigenen Familie habe er die Erfahrungen machen müssen, dass in den Schulen Technik und Naturwissenschaften nicht angemessen vermittelt würden. "Wenn andere also nicht für unseren Ingenieur-Nachwuchs sorgen, müssen wir es eben selbst tun."
Die positiven Erfahrungen Hanulas bestätigt Ernst-Andreas-Ziegler, Geschäftsführer der Junior-Uni: "Wir hatten keine Probleme, die Profis zu finden. Unsere Unternehmer-Dozenten sind authentisch. Sie verkörpern, was sie leben. Und das kommt an." Aber auch Ziegler muss zugeben, dass die Wirtschaftskrise auch die Junior-Uni erreicht hat. Einzelne Dozenten hätten sich eine Aus-Zeit genommen, um sich erst einmal um ihren Betrieb zu kümmern, seien aber wild entschlossen, wieder einzusteigen.
Darüber hinaus warnt Ziegler davor, die Junior-Uni mit dem Schulbetrieb zu vergleichen. "Die Kurse werden freiwillig besucht. Es gibt keine Notenzwänge, und es wird kein Stoff abgefragt. Da ist die Motivation der Teilnehmer eine ganz andere als in der Schule." Grundsätzlich gilt für Wuppertals ehrgeizigstes Bildungsprojekt: Unternehmer sind keine Lehrer. "Ohne den Rat erfahrener Pädagogen funktioniert es auf Dauer nicht. Das wissen auch die Lehrenden aus den Betrieben."