Offen gesagt Konkurrenz spornt an

Wann immer die WZ in irgendeiner Form über den Döppersberg berichtet, ist der Aufschrei groß. Das gilt vor allem, wenn es um das geplante Outlet-Center in der Bundesbahndirektion geht und um das wuchtige Gebäude für den irischen Textilsupermarkt Primark.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Meistens haben die Reaktionen etwas von „Untergang des Abendlandes“ und „das Ende der Elberfelder City“. Das ist erstaunlich, scheint aber darauf hinzuweisen, dass viele schon vergessen haben, wie es vor drei Jahren im Zentrum dieser Stadt gewesen ist. Damals wurden Gäste Wuppertals von einer Hähnchenbude empfangen, wenn sie den Bahnhof verließen, der sich auch äußerlich in einem erbärmlichen Zustand befand. Wer dann in die Innenstadt ging, durfte das unterirdisch tun, in dem er den Tunnel beschritt, den der Wuppertaler Volksmund aus leider gutem Grund auch als „Harnröhre“ bezeichnete.

Noch bevor überhaupt irgendetwas fertiggestellt ist, erweckt der Döppersberg schon jetzt einen anderen Eindruck. Er wirkt freundlicher, heller, den Menschen zugewandter. Er hat etwas von Zukunft, von Aufbruch und Aufschwung - auch wenn es der Optik gutgetan hätte, wäre der Primark-Klotz nicht so weit nach Westen gerückt worden. Aber angesichts seiner Geschichte kann der neue Döppersberg diese Schwäche verschmerzen, wenn er in Zukunft nur von genügend Flaneuren und Einkaufsbummlern bevölkert wird. Genau darauf kommt es an. Der neue Döppersberg funktioniert nur, wenn er genügend Qualität mit sich bringt. Deshalb fordern die Elberfelder Einzelhändler bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu Recht, dass das geplante Outlet-Center ein möglichst hochwertiges sein muss. Wenn nicht, macht Einkaufen auch dort keinen Spaß. Und dann geht weiter, was leider schon begonnen hat.

Der Wuppertaler Einzelhandel verlagert sich zunehmend in gelbe Kleinlastwagen mit roter Aufschrift, die zu jeder Tageszeit rechte Fahrspuren der ohnehin überlasteten Straßen blockieren. Wuppertal ist mit 19 Paketsendungen pro Einwohner und Jahr eine der Online-Shopping-Hauptstädte Deutschlands. Diese Zahl sollte auch die Einzelhändler alarmieren. Die Statistik spricht dafür, dass Wuppertal kaum noch imstande ist, die Kaufkraft an sich zu binden, die es in Wuppertal selbst gibt. Samstag für Samstag ist die Autobahn nach Düsseldorf voll, weil Wuppertaler es vorziehen, ihr Geld an der Kö auszugeben. Dort treffen sie viele Remscheider und Solinger. Von seiner Funktion als Oberzentrum des Bergischen Landes ist Wuppertal weit entfernt.

Einkaufen muss Freude machen. Es ist die Aufgabe des örtlichen Einzelhandels, diese Freude zu erzeugen. „Einzelhandel heißt Einzelhandel, weil alle einzeln handeln“, heißt es. Gemeinschaft entsteht unter den Händlern nur, wenn es darum geht, mögliche Konkurrenz, wie etwa ein FOC am Döppersberg zu verteufeln. Wenn sich das nicht ändert, wenn die Händler Wettbewerb nicht als Ansporn, sondern weiter als Bedrohung empfinden, dann könnte es bald ganz vorbei sein mit dem Einzelhandel in Elberfeld. Trotz des neuen Döppers bergs. Und zum Schaden Wuppertals.