Neue Technik rettet Stadtteilbibliotheken
Dezernent Matthias Nocke will die Bibliotheken retten und trotzdem 200.000 Euro einsparen.
Wuppertal. Über mangelnde Nachfrage können sich die zehn Bibliotheken, die die Stadt in Wuppertal betreibt, nicht beklagen. "Wir haben immense Zuwächse bei den Besucherzahlen", sagt Kultur- und Bildungsdezernent Matthias Nocke (CDU), ohne Zahlen zu nennen. Von Leseunlust keine Spur, die Stadtteilbibliotheken seien ausgelastet.
Argumente, die in Zeiten drohender öffentlicher Überschuldung kaum ziehen. Zwei Stadtteilbibliotheken sollen nach dem Entwurf des Haushaltssicherungskonzepts schließen - Einsparpotenzial 200.000 Euro. Welche da in Frage kommen, wird nicht gesagt. Stattdessen wurde in den zurückliegenden Wochen hinter den Kulissen mächtig spekuliert und spitz gerechnet.
Nun ist Nocke davon überzeugt, dass er die Sparvorgaben erfüllen kann, ohne eine einzige Ausleihe schließen zu müssen. Zuversicht gibt ihm da modernste Technik mit dem Kürzel RFID, ein Bücher-Scanner zur Selbstbedienung der Kunden, der ursprünglich dazu gedacht war, Bibliotheks-Bedienstete vor allem bei der Bücherrückgabe zu entlasten und ihnen mehr Zeit für die Beratung zu geben. Nun gilt der Scanner als willkommenes Mittel zur Personaleinsparung.
Die Anschaffung der Geräte wird laut Nocke bezuschusst, fällt also weitgehend kostenneutral aus und kann die Personalkosten so weit drücken, dass die Vorgaben des Kämmerers für die anstehenden vier Jahre erreicht werden. Zudem müsse niemand entlassen werden: "Das schaffen wir durch natürliche Fluktuation." Zurzeit gibt es in den Stadtteilbibliotheken 76 Vollzeitstellen.
Die Scanner haben sich in der Praxis bereits bewährt und werden in vielen Städten schrittweise eingeführt. Auch in Bochum. Dort baut der zuständige Beigeordnete Michael Townsend ebenfalls die RFID-Technik in die Stadtteilbibliotheken ein und musste im Zuge der Haushaltssicherung trotz der kalkulierten Einsparungen im Personalbereich zwei Stadtteilbibliotheken zur Schließung empfehlen. Dass die Häuser noch immer offen sind, verdankt er dem Bochumer Stadtrat, der es ablehnte, die Büchereien vor Ort dicht zu machen. Laut Townsend mit folgender Begründung: Stadtteilbibliotheken gehörten zur elementaren Infrastruktur einer Stadt.
Genau so sieht es auch sein Wuppertaler Kollege Nocke, der die Bibliotheken sogar weiter aufwerten und noch enger mit Schulen und Kindertagesstätten verzahnen will.