Stadtverwaltung: Keine Chance für den Nachwuchs

Die Stadt darf einen ganzen Jahrgang ihrer Auszubildenden nicht übernehmen.

Wuppertal. Die Stadt Wuppertal hat all ihren 42 Auszubildenden, die in diesem Sommer die Ausbildung beenden, mitgeteilt, dass sie nicht übernommen werden. Im Gespräch mit der WZ bedauerte Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) dies, erklärte jedoch, dass ihm aufgrund des von der Düsseldorfer Bezirksregierung verfügten Einstellungsstopps die Hände gebunden seien.

Sollte die Stadt doch einen der Auszubildenden einstellen wollen, müsste sie dessen Personalakte nach Düsseldorf zur Bezirksregierung senden und sich dort eine Sonder-Erlaubnis holen. Laut Jung gibt es eine Liste mit guten Auszubildenden, die - sobald doch noch die Möglichkeit besteht - eingestellt werden sollen. Auch dem Oberbürgermeister ist jedoch klar, dass es kaum eine Chance gibt, die jungen Leute in die Stadtverwaltung zurückzuholen.

Und nicht nur das. Nach Auskunft des städtischen Ausbildungsleiters Rainer Neuwald investiert die Stadt in jeden Ausbildungsjahrgang während der dreijährigen Ausbildung etwa 1,5 Millionen Euro. Diese Investition ist verloren, wenn die jungen Leute nicht eingestellt werden. Laut Neuwald sind in diesem Jahr 27 nicht-technische Berufe wie etwa Verwaltungsfachangestellte und Diplom-Verwaltungswirte sowie 15 gewerblich-technische Berufe wie etwa Tierpfleger betroffen. "Dass der ein oder andere nicht übernommen wurde, das gab es schon, aber dass ein ganzer Jahrgang nicht übernommen wird, das habe ich noch nicht erlebt", sagt Neuwald.

Die Folgen für die Stadtverwaltung sind nicht nur teuer. "Wir vergreisen", schwant Stadtsprecherin Martina Eckermann Übles und Neuwalds Zahlen geben ihr Recht: Derzeit beträgt das Durchschnittsalter in der Stadtverwaltung 46 Jahre und mit jedem Jahr steigt es um ein weiteres halbes Jahr. In acht Jahren wäre der durchschnittliche Beamte oder Angestellt der Stadt Wuppertal dann 50 Jahre alt.

Neuwald geht nicht davon aus, dass sich die finanzielle Situation Wuppertals abrupt ändert. Das bedeutet für die anderen 100 städtischen Auszubildenden - die sich im ersten oder zweiten Jahr ihrer Ausbildung befinden - dass auch über Ihnen das Damokles-Schwert schwebt, nicht übernommen zu werden.

"Ich hoffe, das ist kein Dauerzustand", sagt Neuwald, dessen Funktion als Ausbildungsleiter bei der Stadt bald vakant sein dürfte. Im Sommer wird die Stadt nämlich keine neuen Auszubildenden mehr einstellen, denn auch dies wurde ihr von der Bezirksregierung untersagt. Dagegen hat es in Wuppertal bereits Proteste der Gewerkschaften und der Politik gegeben - ohne Ergebnisse.

Besonders pikant: Neuwald traute seinen Augen nicht, als bei der Wuppertaler Stadtverwaltung ein Schreiben der Düsseldorfer Bezirksregierung auftauchte, in dem die Wuppertaler Auszubildenden aufgefordert werden, sich bei der Bezirksregierung zu bewerben. Offenbar gibt es in Düsseldorf noch ausreichend Geld für junges und gut ausgebildetes Personal.