Wuppertals große Hoffnung
Der 20-Jährige ist bei der WM 2011 ins Rampenlicht geschwommen. Vor Olympia plagte ihn eine Verletzung.
London. Einen waschechten Wuppertaler Schwimmer bei Olympia hat es seit Simone Osygus und Peter Nocke nicht mehr gegeben: Christian vom Lehn ist für den SV Bayer Wuppertal schon beim Babyschwimmen ins Wasser gegangen und gilt heute nicht nur als größtes Talent des Vereins, sondern eines der größten Talente bundesweit.
Seine Strecke sind die 200 Meter Brust, seine Technik ist etwas ungewöhnlich. „Die von Natur aus extreme Kniestellung bringt ihm beim Brustbeinschlag Vorteile“, erklärt sein Trainer Farshid Shami die anatomische Besonderheit seines Schützlings, den er seit vier Jahren sukzessive vom Nachwuchstalent zur Weltspitze geführt hat. Vorläufiger Höhepunkt war die Weltmeisterschaft in Shanghai, wo vom Lehn 2011 sensationell die Bronzemedaille gewann und zum Sonnyboy im deutschen Team avancierte. Doch das eigentliche Ziel war immer Olympia in London.
Im Kreise seiner Nationalmannschaftskollegen fühlt sich vom Lehn pudelwohl. Nach einer langwierigen Hüftverletzung 2010 und einer fast ebenso hartnäckigen Knieverletzung in diesem Jahr hat er hart daran gearbeitet, immer wieder rechtzeitig in Form zu kommen.
Sollte das zu Olympia erneut funktionieren, wäre es eine doppelt grandiose Leistung. Den Ehrgeiz dazu besitzt der Wuppertaler. „Er ist ungeheuer fleißig“, lobt ihn sein Trainer Farshid Shami, der neben vom Lehn und Sarah Poewe mit Christoph Fildebrandt, der für die SG Bayer Dormagen schwimmt, in London einen dritten Bayer-Athleten betreut. Auch das brachte Shami wohl ebenfalls die Fahrkarte nach London, wo der promovierte Sportwissenschaftler zum fünfköpfigen DSV-Trainerteam gehört. Als ausgewiesener Spezialist für Brustschwimmer betreut er dort außerdem Marco Koch, der über 200 Meter ein Konkurrent von Christian vom Lehn ist.
Christoph Fildebrandt trainiert normalerweise in Dormagen unter Jürgen Schmitz. Der in Remscheid wohnende angehende Polizeikommissar ist gebürtiger Wuppertaler, wo er am 27. Mai 1989 zur Welt kam. Seine sportliche Laufbahn begann er bei der SG Remscheid, folgte 2007 Trainer Schmitz nach Dormagen. Sein größter Erfolg war der nationale Titelgewinn über 100 Meter Freistil in diesem Jahr. In London wird „Filde“ dennoch nur in der Staffel schwimmen, denn die Olympianorm verfehlte er trotz persönlicher Bestleistung von knapp unter 49 Sekunden.
Das sieht bei Christian vom Lehn anders aus. Seine Bestzeit über 200 Meter aus 2011 von knapp unter 2:09 Minuten würde ihm wohl zumindest einen Finalplatz sichern. „Und dann ist immer alles möglich“, sagt sein Trainer Farshid Shami.
Der ist im Gegensatz zu seinen Athleten nicht im Olympischen Dorf untergebracht. Mit den Trainerkollegen Henning Lambertz (Essen) und Petra Wolfram (Hamburg) wohnt er auf dem Gelände der Queen Mary Universität, eine U-Bahnstation vom Olympiagelände entfernt.