Das gibt es auch Rekordversuch: 85-Jähriger will Mount Everest besteigen

Er war bereits der älteste Mensch, der es auf den höchsten Berg der Welt schaffte. Dann schnappte ihm ein Konkurrent den Titel weg. Nun versucht der Nepalese Min Bahadur Sherchan es erneut - mit 85 Jahren.

Min Bahadur Sherchan möchte im dritten Anlauf auf den Gipfel des Everest steigen, um den Weltrekord des ältesten Everest-Bergsteigers von einem Konkurrenten zurückzuholen, an den er den Titel 2013 verloren hatte.

Foto: Deepak Adhikari

Kathmandu. Für die meisten Menschen in seinem Alter ist die wichtigste Freizeitbeschäftigung, sich zu entspannen und mit den Enkeln oder Urenkeln zu spielen. Doch der 16-fache Großvater Min Bahadur Sherchan aus Nepal hat andere Pläne. Mit 85 Jahren will er in diesem Jahr im dritten Versuch einen Titel zurückgewinnen, den er schon einmal hatte, dann aber 2013 an einen Konkurrenten verlor. Er will wieder der älteste Mensch werden, der den höchsten Berg der Welt erklimmt - den 8848 Meter hohen Mount Everest.

„Ich möchte den Everest besteigen und damit Menschen inspirieren, die große Träume haben“, sagt Sherchan im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. „Meine Besteigung wird zeigen, dass Alter nicht davon abhalten muss, große Ziele zu erreichen.“

Im Jahr 2008 erkämpfte sich Sherchan mit damals 76 Jahren zum ersten Mal den Rekord, den er sich nun wieder holen will. Im Jahr 2013 konnte der damals 80-jährige Japaner Yuichiro Miura ihm die Krone des ältesten Everest-Bezwingers abnehmen. Sherchan, der ebenfalls 2013 den Aufstieg versuchte, um den Titel zu behalten, musste damals aufgeben. Schlechtes Wetter und eine Krankheit zwangen ihn, die Besteigung abzubrechen. 2015 verhinderte ein extremes Erdbeben, bei dem mehr als 9000 Menschen starben, alle Aufstiege auf den Everest-Gipfel - und so auch einen erneuten Versuch Sherchans.

Bei seinem dritten Versuch soll alles besser werden. Ein halbes Dutzend Spender haben bereits Geld zugesagt, um den erneuten Rekordversuch zu unterstützen. Wenn Sherchan spätestens Mitte April in Richtung des Everest aufbricht, sollen ihn sechs Sherpas begleiten, die ihn bei seinem Aufstieg unterstützen.

„Er ist in guter Verfassung, aber er hat sich seit seinem letzten Versuch im Jahr 2015 nicht mehr in großen Höhen aufgehalten“, sagt Shiva Sapkota, der das Team auf den Everest führen soll. „Wir werden deshalb zunächst nach Muktinath reisen, das auf rund 3700 Höhenmetern liegt, um ihn auf die Höhe vorzubereiten.“

Um den 85-Jährigen beim Rekordversuch nicht zu überlasten, will die Gruppe laut Sapkota von der auf dem Everest üblichen Strategie abweichen. Anstatt vom Basislager mehrere Wege zu höheren Lagern und wieder zurück zu machen, um sich an die Höhe zu gewöhnen, will die Gruppe im Basislager oder in einem einen Aufstieg darüber gelegenen Lager auf passendes Wetter warten. „Sobald sich ein günstiges Wetterfenster öffnet, versuchen wir von dort den Aufstieg“, sagt Sapkota. Üblicherweise ist das Wetter von Mitte bis Ende Mai am besten für einen Aufstieg bis zum Gipfel.

Sherchan fasste erst vor 13 Jahren zum ersten Mal den Beschluss, den höchsten Berg der Welt zu besteigen. Um sich dafür fit zu machen, durchwanderte er sein Heimatland Nepal von Osten bis Westen, eine Strecke von rund 1200 Kilometern. Danach wagte er sich in bergigeres Gebiet, als er 200 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu bis in die Touristenstadt Pokhara wanderte.

„Wenn ich den Gipfel nochmal erreiche, wird das eine weltweite Sensation“, sagt Sherchan. Sollte dies gelingen, werde er den Ruhm teilen, verspricht er. Sein Plan: Auf 8848 Metern mit Fotos von Nepals Premierminister Pushpa Kamal Dahal, Nepals erster Präsidentin Bidhya Devi Bhandari und der britischen Königin Elizabeth II. zu posieren.

Mit den Briten verbindet ihn seine Jugend: Im Alter von 14 Jahren verpflichtete ihn das Königreich für sein Militär, was in Nepal damals durchaus üblich war. Fünf Jahre seiner Jugend verbrachte er im Auftrag der Königin in Myanmar, bevor er 1953 in sein Heimatland zurückkehrte.

Dort engagiert er sich heute vor allem für die Rechte von Senioren. Auch dafür will er die Aufmerksamkeit nutzen, sollte die Besteigung gelingen. Sicher ist das keineswegs. Etwa 700 Menschen versuchten im vergangenen Jahr den Aufstieg auf das Dach der Welt. Knapp 300 von ihnen mussten aufgeben, bevor sie den Gipfel erreichten, fünf von ihnen schafften es gar nicht mehr herunter - drei Inder, eine Australierin und ein Niederländer verloren 2016 auf dem Everest ihr Leben.