Dschungelcamp 2018 Dschungelcamp 2018, Tag 3: Die Angst vor "fickenden Kröten"
Düsseldorf. Von wegen Trash-TV, „Ich bin ein Star holt mich hier raus“ — von Fans „Ibes“ genannt, von der Masse schlicht "Dschungelcamp" oder "der RTL-Dschungel" — gibt dem Zuschauer einiges an Weisheit für die kommende Woche mit.
Ex-Fußballer Ansgar Brinkmann, der mit den Frauen des Camps, im Tümpel planschen darf, liefert Weisheit Nummer eins ab. „Frauen ist mit das Größte, was diese Welt hat“. Alice Schwarzer wäre sicher stolz auf ihn. Und RTL ist es wohl auch. Lieferte der „Damenbadetag“ mit Brinkmann überraschenderweise mehr als nur die obligatorischen „Mit Bikini im Wasser räkel“-Bilder. „Läuft bei mir“ — so lautet Ansgars Fazit.
Bei wem es weniger läuft, ist Ex-DSDS-Teilnehmer Daniele Negroni. Die jedem Dschungelcamp-Teilnehmer zugestandene Zigarettenration von fünf Kippen würde der Mann mit den gelben Händen im wahren Leben wahrscheinlich innerhalb eines Vormittags rauchen. Natascha Ochsenknecht, die sich weiterhin als die fürsorgliche Mutti präsentiert — quasi die Kanzlerin des Dschungelcamps — gibt Daniele natürlich selbstlos Zigaretten ab. Und kassiert prompt eine Strafe. Im Dschungeltelefon hat Daniele einige Rückfragen zu den äußerst komplizierten Regeln und hält eine kleine Abhandlung über Eigenbedarf und Teilen. Et voilà, Weisheit Nummer zwei: „Eigenbedarf ist für eine Person selber, teilen ist ja kein Eigenbedarf mehr.“ Wieder etwas gelernt.
Bei wem es auch nicht läuft, ist Matthias Frangipani. Zur Dschungelprüfung tritt er gar nicht erst richtig an. Fünf Unterwasserkammern hätte er bewältigen müssen. Das einzige, was es zu sehen gab, war der Borat-Gedächtnis-Badeanzug mit geschmacklosem Maismuster. Man wünschte sich einen Kommentar von Karl Lagerfeld zu diesem Outfit. Kein Stern, kein Essen, aber auch kein Ärger. Denn die Dschungelcamp-Bewohner verhalten sich noch beinahe zu ruhig und nett und unaufgeregt. Miss Verständnis Natascha-Ochsenknecht nimmt den Gescheiterten in den Arm und bekundet, dass ein Tag mit nur Bohnen und Reis „nicht schlimm“ sei. Doch natürlich verdrückt Matthias ein paar Tränen und lamentiert herum. Die großartige Musikredaktion bei RTL lässt es sich nicht nehmen, das Drama mit Musik aus Schwanensee zu untermalen. Herrlich.
Weisheit Nummer drei liefert dann Giuliana Farfalla, die natürlich — so verlangt es das ungeschrieben Dschungelcamp-Drehbuch — über ihre OP vom Mann zur Frau sprechen muss. „Man sollte jeden nehmen, wie er ist.“ Schöner Kalenderspruch für die Küche, gleich neben „La dolce Vita“. Und auch die Nachfragen zu der OP bieten Einblicke. Miss Verständnis Ochsenknecht findet das alles natürlich „sehr bewundernswert“, wie sich das gehört. David Friedrich (Bachelorette) will es ganz genau wissen. „Wurde alles entfernt bei der OP da unten?“ „Du kannst mit Männern pennen, ne?!“ Und schon wären wir bei Weisheit Nummer vier: „Aber schwanger werden kannst du nicht.“ Läuft auch bei David.
Bei so viel Wissensvermittlung darf auch das Gefühl nicht fehlen. Sänger Sydney Youngblood wird am Lagerfeuer wehmütig, weil er seine Frau vermisst. Und er überlegt, ob er nicht gehen soll. Der Klassiker. Weisheit Nummer fünf liefert er gleich mit. Über die Traurigkeit: „Nachts wird es immer alles schlimmer.“ Nun auch noch Philosophie und Poesie im Dschungelcamp. Weil Mister Kajal, Mattias, es nicht ertragen könnte, wenn irgendjemand mehr Drama verbreitet als er, erklärt er natürlich erneut — zum gefühlt hundertsten Mal — dass er so Angst hat, wieder in die Dschungelprüfung gewählt zu werden. So weise ist er dann doch nicht, dass er schon mal etwas von sich selbsterfüllenden Prophezeiungen gehört hätte. Es kommt jedenfalls, wie es kommen musste: Matthias muss Montag wieder ran.
Ein Kompliment noch an die Regie, die sich traut, einen Stimmungs-Übergang zu schaffen, für den jeder DJ gesteinigt würde. So als würde man von der schönsten Ballade zum Ballermannhit wechseln in etwa. Liegt sich in einer Szene noch das weinende Duo Matthias/Youngblood in den Armen, wird in der nächsten Sekunde Giuliana gezeigt, die vor Tieren wegrennt. „Schlangen oder fickenden Kröten“ — so die Analyse der Bewohner. Und wer wollte schon Tränen sehen, wenn man stattdessen über „fickende Kröten“ sprechen kann?