Dschungelcamp: Konzept und Quote bröckeln
Das RTL-Dschungelcamp funktioniert nicht mit dem Schwung der Vergangenheit.
Düsseldorf. Am Freitag ist die erste Kandidatin freiwillig gegangen. Angelina Heger, deren Karriere als Bachelor-Verliebte begann und durch kleinere Reality-TV-Formate und einem Playboy-Shooting leidlich am Leben gehalten wurde, ist jetzt ein „Star“, der rausgeholt wurde. Raus aus dem australischen Dschungel, raus aus dem Blickpunkt, der Heger so wichtig war wie RTL die Quote.
So nehmen die sich wiederholenden Dinge ihren Lauf: Die junge Dame aus Berlin wird dem einen oder anderen RTL-Satelliten erklären, warum sie vielleicht doch besser geblieben wäre. Und der Kölner Privatsender versucht sich zu erklären, warum die Quote bröckelt. Das Erfolgsformat Dschungelshow verfolgen nach einer Woche im Schnitt zwar nach wie vor beachtliche 6,84 Millionen Zuschauer, das sind aber rund eine Million Seher weniger als noch 2014.
Natürlich hat das Gründe: Vielleicht ist es dann doch etwas zu wenig C-Prominenz im Camp. Die durch eine Flut an Reality-Formaten selbst gefertigten „Stars“ aus der letzten Reihe kennen zu wenige, um echtes Interesse an jenen Charakteren zu entwickeln, deren Namen man nie gehört hat. Da wird der eigentlich in Düsseldorf-Benrath lebende Walter Freiwald, der vor Jahrzehnten Harry Wijnvoord in „Der Preis ist heiß“ assistierte, im Dschungel schnell mal zum gefühlten A-Promi. Der noch dazu alles erfüllt, was man sich als TV-Produzent erhofft: Private Tragik, kein Job, einen mit Verve vorgetragenen Hass auf Wijnvoord und eine zurückliegende Bewerbung als Bundespräsident, die die SPD freilich medienwirksam auch gleich bestätigte. So geht das Geschäft, das Freiwald versteht — und in seiner Not in einem Ausmaß bedient, das weitere Schäden an Name und Geist nicht ausschließt. Immerhin hat sich der Gute nun ein Abonnement auf die tägliche Dschungelprüfung gesichert, die ihm die Zuschauer per Voting zutragen.
Und sonst? Funktioniert nicht alles, was RTL fein durchdacht gecastet hatte. Die austauschbare Zicke, die Larissa Marolt im vergangenen Jahr erfolgreich kultiviert hat, ist plötzlich handzahm. Der italienische Beau, der die Zicken auf seine Art zähmen sollte, kümmert sich um nichts als den Abwasch. Und alle wissen, wie das Camp zwar mit gut verhandelter Gage, aber ohne verlorenen Ruf zu verlassen ist: Freue Dich auf jede Prüfung öffentlich, so lässt dich der Anrufer garantiert in Ruhe. Und gehe erst, wenn Du gehen musst. Ab jetzt wird rausgewählt. Jeder Tag einer weniger. Schneller wird es kaum gehen.