Maren Gilzer ist neue Dschungelkönigin
Coolangatta/Berlin (dpa) - Sie hat die ärgsten Widrigkeiten des Dschungels in Angriff genommen: Schafhoden, Schlangengrube und Walter Freiwald. Dafür haben die RTL-Zuschauer Maren Gilzer zur Dschungelkönigin 2015 gekrönt.
Einst Buchstabenfee beim „Glücksrad“, dann als Schwester Yvonne in der Arzt-Serie „In aller Freundschaft“ schwankte Maren in der neunten Staffel von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ zwischen Camp-Mutti und großem Mädchen mit Zöpfchen links, Zöpfchen rechts. Nachdem sie in der Nacht zum Sonntag den Thron bestiegen hatte, bedankte sie sich erstmal für die harmonische Gruppe - die RTL nach Experteneinschätzung jedoch Zuschauer kostete.
So friedvoll sich das Trio aus Gilzer, dem Zweitplatzierten Jörn Schlönvoigt (28, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“) und Tanja Tischewitsch (25, „Deutschland sucht den Superstar““) auf Platz drei am letzten Tag im Pritschenlager gab, so unaufgeregt war im Grunde die ganze Staffel. Selbst den Moderatoren Sonja Zietlow (46) und Daniel Hartwich (36) blieb zwischenzeitlich kein anderer Lästerstoff übrig als das Schlafen und Rumliegen der Camper. Sicherlich schneidet der Sender das Treiben eines ganzen Tages für die abendliche Sendung zusammen. Aber wirkliche Kracher steckten nicht in dem Material.
Einzige Ausnahme: Teleshopping-Verkäufer Freiwald (60). Maren bot ihm zwar einmal mit deutlichen Worten Paroli. Aber er dominierte die Show bis zu seinem Rauswurf als Sechstplatzierter mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein und Größenwahn. Bundespräsident wolle er werden, erzählte er. Die ZDF-Show „Wetten, dass..?“ sei ihm angeboten - was der Sender dementiert. Die Kameras im australischen Urwald nutzte er gleich zu Beginn für eine offizielle Stellensuche - etwas vom Format „Wer wird Millionär“ schwebe ihm vor. Zwischendurch zog er über die Mitcamper her - oft hinter deren Rücken. Oder taperte mit heruntergelassener Hose aus dem Dschungelklo - auf der Suche nach Toilettenpapier. Und von Anfang an erklärte er sich zum Dschungelkönig.
Geklappt hat das nicht - und die Ein-Mann-Show konnte RTL auch nicht vor einem Einbruch der Zuschauerzahlen bewahren. Verglichen mit der bisher erfolgreichsten Staffel im vergangenen Jahr, als im Schnitt fast acht Millionen Menschen einschalteten, waren es nun knapp 1,5 Millionen weniger. Der Kölner Privatsender sieht das naturgemäß aus einer anderen Perspektive: Kein anderes Show-Format versammele über zwei Wochen konstant so viele Zuschauer vor dem Fernseher.
Ist der Sendung ihr seit 2004 nahezu unverändertes Format zum Verhängnis geworden? Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher meint, die Kandidaten, auf die es bei der Show ankomme, seien den Erwartungen nicht gerecht geworden. So habe etwa Model Aurelio Savina im Vorfeld sein erotisches Potenzial betont, sich aber in der Sendung sehr passiv gezeigt. „Andere Kandidaten wie etwa Rebecca Siemoneit-Barum sitzen beziehungsweise liegen ihre vertraglich vereinbarte Zeit ab und fungieren so als Einschlafhilfe für die Zuschauer“, sagt sie.
Auch die Wiederholung bekannter Spiele habe zum Gesamteindruck der Langeweile beigetragen. „Somit sind erste Abnutzungserscheinungen beim Format offensichtlich“, sagt die Hamburger Professorin. Dennoch bleibe das Dschungelcamp „das erste große Fernsehereignis im Januar, das kaum ein Fernsehzuschauer verpassen will“.
Ein Tipp der Expertin: RTL sollte künftig pausieren, wenn nicht ausreichend geeignete Kandidaten zur Verfügung stehen. Der Sender allerdings plant schon mal Staffel zehn für das kommende Jahr. Und gerüchteweise wird sogar an einem neuen Ableger im Sommer gearbeitet.