70 Jahre NRW Uta Raasch: „Mir fehlen die kleinen, inhabergeführten Boutiquen“
Düsseldorf. Mode ist die Welt von Uta Raasch — „obwohl ich das nie studiert habe.“ Und ein Modeschöpfer gehört folglich zu den Menschen, die sie besonders beeindruckt haben: „Karl Lagerfeld.
Eine Multitasking-Persönlichkeit. Ein Genie“, schwärmt Uta Raasch.
„Karl der Große“ beschäftigt sich mit Kunst, Fotografie, Mode, Literatur, Home-Interior. „Er nimmt überall Inspirationen in sich auf, und was er sagt, hat Hand und Fuß. Er erfindet sich immer wieder neu.“ Was Uta Raasch am meisten bewundert: „Wie Lagerfeld sich in eine Coco Chanel hineinfühlen und ihr Werk zeitgemäß fortführen kann.“
Und Düsseldorf, das sich gern Modestadt nennt? „Es gibt so viele gute, junge Leute, die krebsen in kleinen Ateliers herum“, sagt Uta Raasch, eine die weiß, wie es geht. „Düsseldorf hat ein offenes Ohr — aber kein Geld, junge Designer zu fördern.“
Leute, die den Namen Düsseldorfs in alle Welt tragen sollen, finden zu Hause wenig Unterstützung, sich ein Atelier einzurichten, Stoffe zu kaufen, um frei, ohne wirtschaftlichen Druck, zu designen. „Die Akademie Mode & Design hat mich noch nie eingeladen, darüber mal einen Vortrag zu halten“, bedauert Uta Raasch. „Viele Talente gehen enttäuscht weg, wenige kommen gefeiert zurück. Es fehlt ein internationaler Anspruch im Design.“
„Düsseldorf hat Konzepte für Kunst, Museen, Architektur. Und mit der Kö die schönste Einkaufstraße Europas“, ist Uta Raasch überzeugt. „Aber der Mix stimmt nicht mehr. Es fehlen die kleinen, inhabergeführten Boutiquen, die der Kundin auch mal ehrlich sagen: Das steht Ihnen nicht.“
Und es fehlt, wenn Uta Raasch zurück blickt, ein Ankerpunkt, wie es früher mal der Benrather Hof war, oder „unser altes Kino. Nach Geschäftsschluss ist die Kö leer.“