Aktien sind besser als ihr Ruf
Wer sein Geld an der Börse arbeiten lassen will, sollte einige Regeln beachten.
Köln. Die Entwicklung an den Börsen erinnert nicht allein in Zeiten von Finanz- und Eurokrise an eine Achterbahnfahrt. Deshalb kommt die Aktie bei vielen in der Vermögensplanung nicht vor. Einer Statistik der Bundesbank zufolge legen die Bundesbürger lediglich fünf Prozent ihres Geldes am Aktienmarkt an. Aber ist die Aktie wirklich so schlecht wie ihr Ruf?
„Nein“, sagt Heiko Zülch, Analyst bei der Sparkasse KölnBonn. „Zwar unterliegt ein Aktieninvestment Kursschwankungen, wodurch sich Chancen wie auch Risiken ergeben. Langfristig eröffnet die Aktie aber ein — verglichen mit anderen Anlageformen — überdurchschnittliches Renditepotenzial.“ Bei entsprechendem Risikobewusstsein würde der Finanzexperte Aktien als Teil einer optimalen Vermögensstruktur daher stets in Erwägung ziehen. Die entscheidende Voraussetzung: Es muss liquides Anlagevermögen vorhanden sein.
Gerade für junge Menschen ist die Aktie interessant. „Bei langfristigem Anlagehorizont kann zwischenzeitlichen Kursverlusten gelassener begegnet werden. Sofern sich die fundamentale Datenlage aussichtsreich darstellt, können Phasen der Schwäche auch genutzt werden, um auf günstigerem Niveau nachzukaufen“, erklärt Zülch. Doch wer in der Berufsausbildung steht, tut sich vielleicht schwer mit der Investition. „Kein Problem“, meint der Experte. „Schon mit einem Betrag von 25 Euro kann monatlich etwa in einen Aktienfonds angespart werden.“
Dem Kunden steht eine breite Palette an Fonds zur Auswahl. „Vorteilhaft ist es, bei der Aktienanlage nicht nur in eine Branche oder in eine Region der Welt zu investieren“, sagt der Diplom-Kaufmann.
Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Wem ein sicherer und stetiger Ertrag wichtig ist, dem rät Zülch von Aktien ab. Jedoch reiche bereits eine geringe Risikobereitschaft aus, um einen Teil seines Geldes an der Börse arbeiten zu lassen. „Wir finden gemeinsam mit dem Kunden heraus, ob und in welcher Größenordnung sich Aktien als Bestandteil einer auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Vermögensstruktur eignen. Unterschiedliche Mentalitäten zeigen sich auch bei der Geldanlage.“ Grundsätzlich gelte die Devise, nicht zu einseitig zu investieren.
Generell neigen deutsche Investoren dazu, nur im hiesigen Aktienmarkt zu investieren. „Das muss nicht die optimale Lösung sein.“ Auch außerhalb Deutschlands fänden sich vielversprechende Unternehmen, jede Anlageregion der Welt verfüge über ein individuelles Chance-Risiko-Profil. „Dem spekulativ ausgerichteten Investor empfehlen wir beispielsweise, seinem Depot die Region Fernost außer Japan beizumischen.“ Warum? „Weil die asiatischen Schwellenländer langfristig wirkende, makroökonomische Vorteile aufweisen.“ Bei Japan ist das anders. „Das Land hat große strukturelle Probleme, Deflation, eine enorm hohe Staatsverschuldung und auch die demografische Entwicklung stimmt langfristig pessimistisch.“
„Aktien sollten ein Baustein sein. Je früher man damit anfängt, desto besser“, meint Zülch. Allerdings sei im Alter Vorsicht geboten: „Nähert man sich dem Rentenalter, sollte der Aktienanteil sukzessive zurückgefahren werden.“