Hoffnung im Kampf gegen Darmkeim
Ein neues Medikament soll die Behandlung von Patienten mit schweren Komplikationen verbessern.
Berlin. Die Ehec-Infektionswelle hat Deutschland weiter im Griff. Hunderte Menschen haben sich bereits mit dem potenziell gefährlichen Darmbakterium infiziert, die meisten in Norddeutschland.
Bei einem Teil der Erkrankten kann es zu schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen kommen, weshalb die Ärzte nun einige Patienten mit einem neuen Medikament behandeln. Dieses soll — so die Hoffnung — den Zustand der Schwerstkranken deutlich verbessern.
In diesen Fällen geht es, wie auch bei anderen Durchfallerkrankungen, vor allem darum, die Flüssigkeitsverluste auszugleichen. Eine Infektion kann aber auch ohne Symptome verlaufen und unerkannt bleiben.
Zwischen zehn und 20 Prozent derErkrankten entwickeln als Komplikation das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das zu Nierenversagen und schweren Störungen des zentralen Nervensystems führen kann. Laut Robert-Koch-Institut sind mittlerweile 353 HUS-Fälle bestätigt — 60 Prozent davon in Norddeutschland.
70 Prozent der HUS-Patienten sind Frauen. Die Patienten müssen in jedem Fall von anderen Patienten und unter strengen Hygienebedingungen isoliert werden, was die Kliniken vor besondere Herausforderungen stellt. Zum Teil werden Patienten etwa aus Hamburg auch nach Hannover oder in andere Krankenhäuser verlegt.
Rund zwei Drittel der HUS-Patienten brauchen eine sogenannte Plasmapherese. Dabei wird das Blutplasma ausgetauscht, und Giftstoffe werden entfernt. Bei Funktionsstörungen der Niere oder Nierenversagen müssen die Betroffenen an die Dialyse.
Der Plasmaaustausch schlägt nicht bei allen Patienten an, weshalb die Ärzte in schweren Einzelfällen nun auf ein neues Medikament setzen — einen Antikörper namens Eculizumab.
An der Medizinischen Hochschule Hannover und am Hamburger Uniklinikum Eppendorf werden derzeit jeweils rund ein Dutzend Patienten damit behandelt. Nach ersten Einschätzungen der Ärzte in Hannover scheint die Therapie erfolgreich zu verlaufen.
Eculizumab ist seit 2007 zugelassen und wird in der Regel zur Behandlung einer seltenen Blutkrankheit sowie einer seltenen angeborenen Form des HUS eingesetzt.
Im vergangenen Jahr wurden drei Kleinkinder, die nach einer Ehec-Infektion an Nierenversagen und Störungen des zentralen Nervensystems litten, damit erfolgreich behandelt, wie Experten in Heidelberg, Montreal und Paris aktuell berichteten.
Die Ärzte hoffen nun, dass auch Erwachsene gut auf das Medikament ansprechen. Verlässliche Aussagen sind aber erst in drei bis vier Wochen möglich.
In der Regel nicht. Der für die aktuelle schwere Erkrankungswelle verantwortliche Erregertyp HUSEC 41 ist einerseits resistent gegen viele Antibiotika wie Penizillin.
Zum anderen ist eine Antibiotikatherapie bei Ehec-Infektionen grundsätzlich problematisch, weil durch das Abtöten der Erreger sogar noch verstärkt Giftstoffe freigesetzt werden können.