Männer mögen's klassisch: Der Anzug für die Hochzeit
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Manche Dinge ändern sich nie: Wie eh und je trägt der Bräutigam am Hochzeitstag am liebsten ein helles Hemd zum dunklen Anzug. Doch mit schlankem Schnitt und farbigen Accessoires wird auch das Klassischste modern.
So quietschbunt und farbverspielt die Hochzeiten im Film und Fernsehen oder auf Katalogbildern leuchten mögen, die Mehrheit aller Hochzeitspaare setzt nach wie vor auf einen klassischen Look. Für den Bräutigam heißt das meist: Anzug in Schwarz oder Anthrazit, dazu ein helles Hemd. „Es ist wirklich so, dass 90 Prozent sich an diese Konventionen halten“, sagt Friederike Mauritz, Vorsitzende des Bundes deutscher Hochzeitsplaner in Frankfurt. „Im Hochsommer greift zwar der eine oder andere Mann zum beigen oder weißen Anzug, aber das bleibt die Ausnahme.“
Was nach langweiliger Monokultur klingt, präsentiert sich beim näheren Hinsehen differenzierter: Das fängt schon bei der Art des Anzugs an, die von der Größe des Budgets und von der Organisation des Hochzeitstags abhängt. Volkmar Arnulf vom Bundesverband des Maßschneiderhandwerks skizziert die Kleiderordnung für exklusive Hochzeiten so: „Tagsüber, im Standesamt, in der Kirche und beim Mittagessen trägt der Bräutigam einen Cut, abends erscheint er im Frack oder mindestens im Smoking.“ Wenn es weniger grandios zugeht, tue es ein schwarzer oder dunkelblauer Anzug, erklärt der Schneidermeister aus Berlin.
Wird die edle Variante gewählt, müssen aber gewisse Regeln eingehalten werden: Auf keinen Fall etwa dürfe der Frack tagsüber getragen werden - es sei denn, die Feierlichkeiten finden spät statt, sagt Arnulf. Umgekehrt verbiete sich der Cut, also der Gehrock, nach 18.00 Uhr. Zum Cut werde oft ein Zylinder getragen, die Hose ist häufig längs gestreift, wie etwa Wilvorst zeigt. Gehrock? Das hört sich nach High Society an, ist aber nicht so selten auf deutschen Hochzeiten. „Tatsächlich sieht man den Cut bei nobleren Hochzeitsfeiern häufig“, erzählt die Düsseldorfer Modedesignerin und Maßschneiderin Astrid Werle. „Der dazugehörige Zylinder wird jedoch häufig ausgeliehen.“
Die Anzugsilhouetten sind über die Jahre jugendlicher geworden: Der Bräutigam trägt heute körpernah und stark tailliert, enge Hosen zu eher kurzen Sakkos. „Auf mehr als zwei Knöpfe sollte verzichtet werden“, rät Werle. Das Revers ist meist sehr schmal, nur bei untersetzten Männern sollte es breiter sein. Arnulf hält eher an bewährten Regeln fest: Die Jacke solle mindestens bis zum Schritt reichen, damit sich der Bräutigam keine Blöße gibt, wenn er am Altar steht und ihn die anderen von hinten sehen. „Schön ist das nämlich nicht, wenn die Hochzeitsgesellschaft dann von einer zerdrückten Hose angegrinst wird.“
Bei den Stoffen dominieren derzeit leichte Mohairfasern, aber auch Wolle-Seide-Qualitäten mit dezenten Nadel- oder Schattenstreifen, beobachtet Astrid Werle. „Eine leicht changierende Optik ist dabei möglich, zu sehr glänzen sollte es aber nicht.“ Auch beim Hemd ist bei den meisten Männern Dezentes angesagt. Neben diversen Beige-, Champagner- und Crèmetönen - teils in Kombination wie etwa Digel und Lilly zeigen - geht laut Werle der Trend auch wieder zurück in Richtung klassisches Weiß. Roy Robson kombiniert etwa ein blütenweißes Hemd und gleichfarbiges Tuch zum hellen, graublauen Anzug.
Allerdings müsse die Hemdfarbe immer zum Brautkleid passen, betont Mauritz. Und sofern das Paar eher pastellig und nicht penetrant im zwillingshaften Partnerlook daherkommt, können auch weitere Farbübereinstimmungen die Verbindung des Paares betonen.
Kräftiger können Farben über die Accessoires ins Outfit eingebracht werden. Werle skizziert eine Farbdramaturgie: „Die Taschentücher, die der Mann mit sich führen sollte, um der Frau eventuelle Freudentränen wegtupfen zu können, nehmen die Farbe seiner Kniestrümpfe auf.“ Die Strümpfe wiederum könnten mit dem Innenfutter des Sakkos korrespondieren. Aber es sollte nicht zu viel des Guten werden: „Die Farben dürfen sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen“, empfiehlt Arnulf.
Wie klassisch oder ausgefallen das Outfit am Ende aussieht, ob im Frack zum Hochzeitstanz stolziert oder im Cordsakko vor den Altar geschlurft wird - das hängt gewiss auch vom Freundeskreis ab, von Vorlieben, von Lust und Laune. „Wichtig ist jedoch, dass man alles, was man trägt, mit Überzeugung trägt“, sagt Arnulf.