Was tun, wenn eine ambulante OP ansteht?

Düsseldorf. Machen Sie sich keine Sorgen, nach drei Stunden sind Sie wieder zuhause - der Eingriff ist reine Routine. Für Oliver S. (39) war die Ansage seines Orthopäden nicht gerade beruhigend.

Zwar ist für seinen Arzt eine Meniskusoperation tägliches Geschäft, für S. ist sie es nicht. "Ich hätte mir schon mehr Aufklärung gewünscht", sagt S. Besonders da die Operation ambulant erfolgen sollte.

Ambulant statt stationär ist seit Jahren Trend in der Medizin. Patienten können ohne Koffer in die Klinik, weil sie nach dem Eingriff und einer kurzen Erholung wieder nach Hause dürfen. Ihnen bleiben tagelange Klinikaufenthalte erspart, Krankenkassen und -häuser sparen zudem Geld - im Fall von S.s Knie 290 Euro im Vergleich zum herkömmlichen Eingriff.

Für 400 Indikationen werden Eingriffe ambulant angeboten - Tendenz steigend. Rund 37 Prozent aller Eingriffe laufen nach dem Prinzip "Gesundwerden zuhause". In anderen europäischen Ländern liegt der Anteil sogar bei fast 80 Prozent. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung sind 97,5 Prozent der Patienten mit dem Ergebnis einer ambulanten OP zufrieden.

Zufrieden war auch S. mit dem Ergebnis. Seine Unsicherheit, legte sich nach dem obligatorischen Gespräch mit dem Anästhesisten, zwei Tage vor dem Eingriff. So sollen mögliche Narkoserisiken von vornherein minimiert werden. Im Idealfall sind Anästhesist und Operateur ein eingespieltes Team.

Kritik übt der Allgemeine Patienten-Verband. "Stationäre und ambulante Operationen haben nicht dieselbe Qualität", sagt Christian Zimmermann. Er fordert, ambulant dürfe nur in Kliniken und nicht in Praxen operiert werden. Niedergelassenen Mediziner fehle häufig die Erfahrung, weil sie nur ein oder zwei Tage in der Woche am OP-Tisch stehen würden.

Problematisch sei die Versorgung zu Hause. Wer sich ambulant unters Messer legt, muss selbst sorgen, dass sich jemand um ihn kümmert. Bei Oliver S. nahm sich die Lebensgefährtin den Nachmittag frei. "Was machen Menschen, die niemanden haben", fragt Zimmermann.

Zudem seien Angehörige häufig mit der Pflege überfordert. Etwa, wenn es nach dem Eingriff zu Nachblutungen oder anderen Komplikationen komme. "In Krankenhäusern sind Pfleger und Schwestern ausgebildet und wissen, was zu tun ist.

Zimmermanns Tipp: Rät ein Arzt zur ambulanten OP, sollten sich Patienten eine Zweitmeinung von einem anderen Arzt einholen. Bleiben dennoch Zweifel oder gar Angst, gibt es noch eine Möglichkeit. "Sprechen Sie mit der Krankenkasse über die Kostenübernahme für eine stationären Operation."

Oliver S. würde sich trotz aller Unsicherheit wieder ambulant operieren lassen. "Eigentlich ist es ja prima, zu Hause gesund zu werden."