Was tun, wenn ich eingeladen bin?
Düsseldorf. Genau wusste Schriftsteller Ephraim Kishon nicht, welchen Anlass die Einladung hatte. Party, Essen oder was Offizielles? Er steht mit seiner Gattin pünktlich auf der Matte - ziemlich hungrig.
Auf dem Tisch sind nur ein paar Schälchen mit Knabberzeug zu sehen. Kishon und Gemahlin futtern, was sie können. Die Gastgeber müssen bei den Nachbarn Nachschub auftreiben. So zumindest beschreibt der Meister der Übertreibung es in einer seiner Geschichten.
Knigge-Trainerin Barbara Rumpf (52) hätte ihm helfen können. "Natürlich kann man beim Gastgeber nach dem Anlass der Einladung fragen", sagt Rumpf. Aber: "Die Frage, ob es auch etwas zu essen gibt, könnte die Gastgeber in Zugzwang bringen." Ihr Tipp: Wer sich nicht sicher ist, nimmt vorher einen Happen zu sich.
Zu wissen, um was es geht, ist auch für die Kleidungswahl wichtig. Wer mit zerlöcherter Jeans beim Dinner auftaucht, wird unfreiwillig zum Mittelpunkt der Veranstaltung. "Grundsätzlich ist overdressed besser als underdressed", sagt Rumpf. Wer zu viel des Guten aus dem Kleiderschrank geholt hat, kann sich immer noch abtakeln. Etwa Krawatte oder Weste ablegen.
Ablegen sollte man auch die Angewohnheit, auf die Minute pünktlich zu sein. "Kommen Sie lieber fünf Minuten später", rät Rumpf. "So haben Sie auf jeden Fall die Garantie, die Gastgeber nicht mit Kochschürze anzutreffen." Wobei es bei fünf Minuten bleiben sollte. Das berühmte akademische Viertel gilt nur an Hochschulen.
Fast pünktlich gilt auch für Einladungen in Restaurants. Sich vor dem Gastgeber am Tisch niederzulassen, zeugt nicht von gutem Stil. "Vor der Tür zu warten, leider auch nicht", sagt Rumpf. Ein kurzer Spaziergang um den Block vertreibt die Zeit und erspart mögliche Peinlichkeiten.
Ein Gastgeschenk ist immer eine gute Idee. Blumen gehen für Frauen immer - und mittlerweile auch für die Herren. Rumpfs Tipp: "Lassen Sie die Blumen im Laufe des Tages beim Gastgeber anliefern." Zusammen mit einer Karte ist das eine nette Überraschung und erspart abends die Suche nach der Vase.
Stolperfallen lauern auch bei beruflichen Einladungen. "Besonders wenn ausländische Gäste dazukommen", sagt Christian Ax, der als Coach Geschäftsleuten Benimm beibringt. "Da ist die Fähigkeit zu Smalltalk gefragt", sagt Ax. Er rät zu unverfänglichen Themen.
Das Wetter und die Art der Anreise seien gute Gesprächseröffnungen. Religion und Politik sollten außen vor bleiben. Ansonsten blühen böse Überraschungen in Form verärgerter Geschäfsfreunde.
Eine Überraschung gab es übrigens auch für Kishon und Gattin: Nachdem sie sich mit Knabberzeugs vollgestopft hatten, eröffnete die Gastgeberin das Büfett.