Die schwimmenden Dörfer am Lake Inle

Wie die Menschen in den Bergdörfern von Myanmar von ihren Tieren und der Feldarbeit leben, so leben die Menschen rund um den und auf dem Lake Inle voll und ganz in Einklang mit dem See. Ein bisschen sogar über die Landesgrenzen hinweg bekannt sind die Fischer, die das Ruder ihrer kleinen Holzboote auf einem Bein stehend mit dem anderen Fuß bewegen, während sie mit beiden Händen ihre Netze durch das Wasser ziehen.

Foto: Juliane Kinast

In ihren schwimmenden Gärten direkt auf dem See bauen die Farmer Gemüse an und pflegen ihre Beete vom Kahn aus. Auch die Häuser sind auf Holzstelzen gleich aufs Wasser gebaut - und der Anblick ihrer abwasserleitungsfreien Toilettenverschläge erklärt, warum unser Wanderführer Ko Phyo uns dringend vom Schwimmen abgeraten hatte.

Foto: Juliane Kinast

Unsere Bootstour über den See fällt ab der Hälfte leider komplett ins Wasser. Als wir gerade in einem kleinen Restaurant unser Mittagessen bestellen, öffnet der Himmel seine Schleusen und wirft neben Wassermassen sogar Hagel ab, was in Südostasien eine absolute Seltenheit ist. Nach zwei Stunden erst ist so etwas wie ein Aufklaren zu erkennen und unser Bootskapitän will uns todesmutig noch zu einem Kloster am See schippern - aber schon auf dem Weg fängt es wieder an zu schütten. Mein Freund und ich ducken uns unter unsere zwei Regenschirme, aber ohne Chance gegen den peitschenden Regen. Irgendwann sind wir bis auf die Haut durchnässt und kichern nur noch wild, bevor wir mit so ziemlich jedem, der sonst so auf dem See unterwegs ist, im Kloster stranden und dort in auf dem Boden kauernden Grüppchen auf Sonnenschein warten, um zurück nach Nyaungshwe zu fahren.

Foto: Juliane Kinast

An unserem zweiten Tag lacht die Sonne wieder zu einer Aktivität, die offensichtlich ganz und gar auf meinen Mist gewachsen ist: ein Ausritt durch die Berge rund um den See. Seit meinem Besuch bei den Cattle-Station-Mädels in Welshpool zum Australia Day habe ich nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Entsprechend aufgeregt bin ich, als wir auf unseren Hengsten Metal und Pony losreiten - Manuel geführt vom Pferdebesitzer, ich natürlich ganz selbstständig.

Foto: Juliane Kinast

Es ist ein herrlich entschleunigter Weg, die Natur am Lake Inle zu erkunden. Gemütlich schaukeln wir durch Felder, kleine Dörfer, leider vorbei an schockierend vielen Waisenhäusern ... Und schließlich, das hatte ich mir gewünscht, seit ich in einer kleinen Bar in Kalaw ein Regal mit verstaubten Weinflaschen entdeckt hatte, in eine Winery. Ja tatsächlich. Myanmar hat Weinanbaugebiete. Klein und sehr vereinzelt, versteht sich. Aber es gibt sie. Und mit Metal und Pony beim Winzer vorzureiten, um dann myanmarischen Sauvignon Blanc und Shiraz zu verkosten, hat auf bizarre Weise Stil, finden wir. Wäre das 20-Kilo-Limit für die vielen innerasiatischen Flüge nicht, die ich noch vor mir habe, ich hätte glatt die eine oder andere Flasche gekauft.

Foto: Juliane Kinast

Am nettesten ist allerdings unsere Rückkehr nach Nyaungshwe, wo unser Führer, der mein Interesse an seinen netten Pferdchen sehr zu schätzen weiß, uns noch zum Tee einlädt und mir Videos davon zeigt, wie er seinen Hengst bei religiösen Zeremonien tanzen lässt. Tatsächlich trappelt der Rappe mit goldenen Ketten behängt da völlig selbstständig zur Musik auf der Stelle und bäumt sich auf den Hinterbeinen auf. Das Pferdemädchen in mir ist begeistert - vor allem aber von der Offenheit, mit der die Myanmar ihre Kultur teilen und sich über jedes bisschen Interesse ehrlich freuen.