Mit dem Schiff zum Zoo, mit dem Rad zum Prinzipalmarkt
Die historischen Fassaden von Münsters „guter Stube“ geben dem Bummeln und Shoppen ein ganz besonderes Flair.
Münster. "Sie kommen aus Münster? Wunderbar. Beim Kreuzworträtsel weiß ich nie, wie der Fluss mit zwei Buchstaben in Münster heißt." Der Frau im pfälzischen Speyer kann geholfen werden. Es ist die Aa. Und einen Aasee gibt’s da auch, kläre ich sie auf. Mitten in der Stadt.
Und der ist einer der vielen touristischen Höhepunkte der westfälischen Metropole. Sogar weltweit bekannt geworden ist er - durch Petra. Sie wissen schon, die schwarze Schwanenfrau, die sich in ein Tretboot in Form eines überdimensionierten Artgenossen verliebt hatte. Petra ist mittlerweile weg, so lässt es sich auf Wichtigeres konzentrieren.
Ein Spaziergang um den Aasee ist auch so schon idyllisch genug. Oder Sie fahren dort eine Runde mit dem Tretboot, zu mieten an der Yachtschule. Oder Sie steigen auf den stündlich abfahrenden Wasserbus und lassen sich zum Allwetterzoo bringen.
Dort kann sich die Familie ruhig auch mal für ein paar Stunden trennen: Für astronomisch Interessierte liegt direkt neben dem Zoo das Planetarium, dessen spektakuläre Präsentationen sich durchaus mit denen in Bochum messen können. Ebenfalls nahebei: das Pferdemuseum. Und das Mühlenhof-Freilichtmuseum, das zeigt, wie die Menschen im Münsterland früher lebten und arbeiteten.
Zoo, Landschaftsidyll und Naturwissenschaft sind nichts für Sie? Sie wollen Stadtluft schnuppern? Dann also rein in "Münsters gute Stube", den Prinzipalmarkt mit seinen historischen Fassaden. Doch was ist das? Dort oben in schwindelnder Höhe an diesem Kirchturm - warum hängen da drei Käfige?
Es ist die Lambertikirche. An deren Turm wurden 1535 drei böse Buben den Bürgern zur Abschreckung präsentiert. Nachdem sie zuvor gefoltert und hingerichtet worden waren. Sie waren Rädelsführer der Wiedertäufer, einer Sekte, die für 16 Monate die Herrschaft über Münster an sich gerissen hatte.
Die Lambertikirche bietet noch etwas Besonderes. Doch das ist nur nachts zu erleben. Der Türmer bläst ab 21 Uhr halbstündlich auf seinem Horn. Was heute nur noch Tradition ist, war einst lebenswichtig für die Stadt. Aus seinem hoch gelegenen Dienstzimmer konnte der Türmer schnell vor Feuer oder heranrückenden Feinden warnen.
Münster hat auch Promis. So wie Multitalent Götz Alsmann. Der war übrigens - mal abgesehen von der Frisur - schon in der Grundschule so wie heute. Die Karriere hätte sich bei der schon damals ausgeprägten Redseligkeit eigentlich leicht voraussagen lassen. Andere Prominente sind nur manchmal zu Besuch, tun aber auch sehr viel für Münsters Ansehen: Die Schauspieler Axel Prahl und Jan Josef Liefers, denen Münster die Kulisse für ihre schrägen ARD-Tatorte bietet.
Oder Leonard Lansing alias ZDF-Privatdetektiv Georg Wilsberg. Dessen Buch-Antiquariat es auch im richtigen Leben gibt. Es heißt Antiquariat Solder, zu finden auf der Frauenstraße. Nicht unerwähnt bleiben darf bei der Aufzählung der Lokalprominenz natürlich auch Prinzessin Lillifee. Der rosa Schrecken aller Eltern kleiner Mädchen wird über den Coppenrath-Verlag in die deutschen Lande geschickt.
Sonst noch eine Besonderheit? Ja, in Münster wird ein Sport betrieben, den es sonst nirgendwo gibt: Speckbrett, eine Art Tennisspiel für Arme, gespielt mit durchlöcherten Holzbrettern. Müssen Sie aber nicht sehen, nur mal davon gehört haben.
An welchem Wochentag soll man nach Münster fahren? Eindeutig am Samstag, da findet vor dem Dom ein wuseliger Wochenmarkt statt. Man trifft sich, kauft Käse, eingelegte Oliven oder holländische Lakritze. Und quasselt am Kaffeestand. Stellen Sie sich einfach mal dazu und lauschen der Masematte, einer Münsteraner Geheimsprache. Da werden Sie Worte wie tofte oder jovel (gut) oder schofel (schlecht) hören. Haben Sie genug, dann löhnen (bezahlen) sie den Espresso mit Kotenmoos (Kleingeld) und scherbeln (schlendern) weiter.
Aber Vorsicht, samstags ist die Stadt sehr voll. Parkproblemen beugen Sie so vor: Mit dem Zug anreisen und an der Fahrradstation vor dem Bahnhof ein Rad mieten (auf Masematte: Leeze). Machen Sie es wie die anderen in Deutschlands Fahrradhauptstadt (500.000 Räder auf 250.000 Einwohner): Radeln sie die Stadt ab, drehen Sie eine Runde auf dem 4,5 Kilometer langen Promenadenring um den Stadtkern.
Dieser Weg führt Sie ganz automatisch zum Aasee und auch zum Schloss, das die Uni-Verwaltung beherbergt, also nur für den Außenbetrachter lohnenswert ist. Aber schauen Sie mal dahinter nach: Da gibt es einen wunderbaren botanischen Garten.
Klar, das schaffen Sie nicht alles an einem Tag, zumal Sie ja auch noch ins Picasso-Museum wollen. Bleibt also nur: Zwei Tage in Münster, was den Vorteil hat, dass Sie auch das Nachtleben genießen können. Zum Beispiel im Kuhviertel, eine Art kleine Düsseldorfer Altstadt. Auch in Münsters Stadthafen mit seiner Mischung aus umgebauten Speicherhäusern und moderner Architektur finden Sie originelle Cafés und Restaurants. Wer es gepflegt mag, darf sich auf keinen Fall das Bier im "Stuhlmacher" auf dem Prinzipalmarkt entgehen lassen.