Das Kinderzimmer
Olaf Kupfer: Mein Tagebuch
Heute habe ich mir die Füße platt gestanden. Vor dem deutschen Team-Hotel. Journalisten warten oft, dieses Handwerk ist ein ausgesprochener Zeitfresser und zu allen Ungunsten kommt zum Tagesgeschäft auch noch eine gehörige Portion Warterei dazu.
Man beobachtet, und dann wartet man wieder. Dann redet man ein bisschen, schreibt etwas auf. Und dann wieder: warten. Könnte ja etwas passieren. Vielleicht geht Frau Angerer ja mal Zigaretten holen, dann hätte man einen kleinen Skandal in der Harmoniewelt Frauen-WM.
Aber das will man ja auch nicht. Für eine Zigarette? Also warten. Worauf nur? Vielleicht darauf, endlich eine Antwort auf den geharnischten Leserbrief des Wolfsburgers zu finden, der sich über meine bösen Zeilen über seine Stadt echauffiert hat.
Ich will den Mann mit dieser Geschichte beruhigen: Der Kollege aus Hannover, ein gestandener Familienvater, schläft in diesen Tagen wieder in seinem Kinderzimmer. Der Gute kommt ursprünglich aus Düsseldorf, dann verschlug es ihn beruflich nach Hannover. Jetzt aber ist Frauen-WM, der DFB in Düsseldorf. Also auch er.
Seit Freitag. Bei Mama und Papa in Wersten. „Ich bete, dass die Deutschen gewinnen, Gruppenerster werden — und dann nach Wolfsburg weiterziehen“, sagt er. Der Kollege sehnt sich wahrhaft nach Wolfsburg. Und ich, lieber Herr G. aus W., kann ihn verstehen. Ist das nichts?