Die Blogosphäre zur Frauenfußball-WM

Frankfurt (dpa) - Nadine Angerers Twitter-Account blieb nach dem bitteren Viertelfinal-K.o. am Samstagabend ausnahmsweise mal stumm. Erst am Sonntagvormittag meldete sie sich zu Wort: „Danke danke danke an alle Fans!

!! Ihr wart großartig... Ich bin leer!!“.

Da hatte der DFB bereits auf seiner Facebook-Seite „Sommermärchen reloaded“ verkündet: „Gegen Japan endet das Sommermärchen mit 0:1 n. V.! Aber wir können trotzdem stolz auf unsere Mädels sein!“.

Zu dieser WM hat der Frauenfußball erst so richtig das Internet und dessen soziale Netzwerke kennengelernt und ausprobiert. Neben Angerer führten noch zwei weitere Nationalspielerinnen Online-WM-Tagebücher: Uschi Holl mit schrägen Videos und Simone Laudehr mit flottem Schreibstil. dpa listet einige der wichtigen Akteure der Fußball-WM-2011-Blogosphäre auf. Auch Kolumnistinnen wie Nia Künzer oder Journalisten, die seit Jahren Frauenfußball-Blogs in der Nische schreiben und nun rasant steigende Klickzahlen registrieren.

USCHI HOLLS VIDEOTAGEBUCH: Für Sport.de dreht DFB-Ersatztorhüterin Uschi Holl (29) während der WM fast täglich kleine Videos. Und das amüsant: Häufig nimmt sie Nadine Angerer in ihrer „Show“ auf - die habe schließlich keine Freunde. Aber auch Ariane Hingst war schon schlecht gelaunt zu Gast, weil sie ihr Panini-Album immer noch nicht voll hat. Holl bekam ihre fehlenden Bildchen von Usern zugeschickt.

LAUDEHRS WM-EINBLICKE: Simone Laudehr gibt für eurosport.yahoo.de zur WM Einblicke hinter die Kulissen der Nationalmannschaft - sie schreibt entweder oder lässt sich interviewen. Noch lesenswerter ist aber das WM-Tagebuch auf Laudehrs Homepage, das sie unter ihrem Spitznamen „Simon“ locker-originell verfasst. Kostprobe: „Hab auch 'nen Schuhtick. Glaubt ihr nicht? Stimmt aber. Geht dabei nur nicht um "200 Paar Pumps", sondern um, um was wohl? Na klar, Fußischuhe.“

KÜNZER MIT KÖPFCHEN: Nia Künzer (31) ist als Mehmet-Scholl-Pendant in der ARD schon bekannter als als „Golden Goal“-Schützin der WM 2003. Sie schreibt eine WM-Kolumne für das Nachrichtenportal news.de.

SVENJAS BLOG: Die U-20-Weltmeisterin Svenja Huth (20) ist bei dieser WM zwar noch nicht dabei - dafür bloggt die Stürmerin des 1. FFC Frankfurt über das Event. Für die Stadt, wo sie im Sportamt arbeitet.

JAYS WM: Die 20-fache Nationalspielerin Bianca Rech (30) - genannt „Jay“ und in der Bundesliga aktiv beim SC Bad Neuenahr - ist WM-Kolumnistin für den Blog Womensoccer. Aber bisher eher sporadisch.

WOMENSOCCER: Ist seit Anfang 2007 online und wird von den freien Journalisten Markus Juchem (43) und Nora Kruse (26) betrieben. Kein Blog ist mit seinen News über den nationalen und den internationalen Frauenfußball und seinen Spielberichten aktueller und schneller. Zudem legen die beiden sehr viel Wert auf Analysen und Meinungen - also eigene Texte. Auf dem Blog findet sich die größte „Community“, die fachkundig und rege kommentiert. Spannend dort jüngst die Kommentare zur Diskussion um Birgit Prinz. „Dieser Dialog ist uns wichtig“, betonen die Zwei. Und: „Mit Turnierbeginn haben sich die ohnehin stetig ansteigenden Zugriffszahlen um ein Mehrfaches erhöht.“

FRAMBA: Der Name des Blogs von Oliver Zimmermann (36) leitet sich von „Frauen am Ball“ ab. Framba.de, das es seit 2009 gibt, setzt auf einen Mix aus News, Fotostrecken und aufwendigem Statistik-Teil. Der Fokus liegt auf der Frauen-Bundesliga, „der ich sehr wünsche, dass sie mehr Zuschauer erreicht, ohne dabei ihren familiären Charakter zu verlieren“. Bisher könne er mit seinen Werbe-Einnahmen eher notdürftig die laufenden Kosten decken. Während der WM jedoch sei das „Grundrauschen“ drei- bis viermal so hoch wie im normalen Ligabetrieb. An deutschen Spieltagen sei das Interesse sogar sechs- bis achtmal so hoch, erklärt der freie Journalist aus Heidelberg.

ZUCKERPASS: „Es gibt so viele schöne Geschichten im Frauenfußball, die ich schreiben könnte, aber nicht loswerde“, sagt Astrid Labbert (39), die auch für „11 Freundinnen“ und das „Frauenfußball Magazin“ schreibt. Im Februar ging sie daher mit ihrem Blog online. Die freie Journalistin aus Bremen setzt vor allem auf Porträts, Historisches, Randgeschichten, zwar auch auf das aktuelle Bundesliga-Geschehen - jedoch keine mit Schlusspfiff fertigen Spieltexte. Nicht newslastig. Lesenswert vor allem, weil Astrid Labbert schön schreibt.

FANSOCCER: Ist noch älter als Womensoccer, nämlich bereits aus dem Jahr 2004, und versteht sich als Online-Portal von Fans für Fans. „Chefredakteur“ einer aus neun Mitgliedern bestehenden Redaktion ist Tom Schlimme (52) aus Frankfurt: „Wir waren der Meinung, dass Frauenfußball in den Medien viel zu wenig vorkommt.“ Die Seite ist beliebt bei den Spielerinnen. Es gibt sehr ausführliche bebilderte Spielberichte und Zugriff auf viele teils Jahre alte Statistiken. „Wir haben zum Beispiel die einzige Torschützenliste der zweiten Ligen.“ Zum gestiegenen Interesse während der WM erklärt er: „Der Hammer! Die Monatsklickzahlen haben sich mehr als verdoppelt.“