Interview: „Ich bin fit wie nie zuvor“

Nationalspielerin Alexandra Popp über ihre Startelf-Chance, Birgit Prinz und die Trainerin Silvia Neid.

Düsseldorf. Sie ist 20, sie strahlt, sie ist bescheiden. Die Voraussetzungen für Alexandra Popp für eine offensive Karriere sind gut. Jetzt muss sie nur noch Stammkraft werden. Gegen Frankreich könnte es schon so weit sein.

Frau Popp, die Bundestrainerin scheint das Team gegen Frankreich verändern zu wollen. Sind Sie bereit für die Startelf am Dienstag?

Alexandra Popp: Es ist eine schwierige Situation. Ich würde derzeit auch keine Trainerin sein wollen. Generell — nicht in so einem Turnier. Ich traue mir die Startelf zu, bin fit wie nie zuvor, aber ich stelle jetzt keine Forderungen. Ich mache das, was mir die Trainerin sagt.

Hat Sie die Dimension dieser Frauen-WM überrascht?

Popp: Dass es so überwältigend wird, damit haben wir nicht gerechnet. Aber es ist bestens organisiert. Damit der Kopf frei bleibt und wir nicht zu viele Termine machen müssen. An den Zuschauern liegt es sicher nicht, dass es noch nicht so läuft. Die beflügeln und stehen hinter uns — auch wenn es nicht optimal lief, wurden wir bejubelt.

Macht sich die Mannschaft auf dem Weg zum anvisierten Titel vielleicht selbst zu viel Druck?

Popp: Natürlich ist ein Druck da, jeder erwartet den Titel. Wir gehen schon mit der Einstellung rein: Wenn wir spielen, was wir können, wird es schwer, uns zu schlagen. Aber wir sind auch nur Menschen. Das Unterbewusstsein kann man nicht ausschalten.

Zuletzt haben sie gegen Nigeria zusammen mit Inka Grings in der Offensive gespielt. Ein Duo, das man aus Duisburg in der Bundesliga kennt.

Popp: Klar, wir kennen uns schon länger. Ich wurde aber in Duisburg sehr viel in der Abwehr eingesetzt und habe erst die letzten Saisonspiele zusammen mit Inka im Angriff gespielt. Wir wissen, dass wir zusammen spielen können, auch wenn die Abstimmung nicht perfekt ist. Und ich auch von Inka noch viel lernen kann.

Einige Spielerinnen haben derzeit Probleme, stehen dadurch auch im Fokus. Wie geht die Mannschaft derzeit mit Birgit Prinz und Lira Bajramaj um?

Popp: Man merkt, dass die ein oder andere Spielerin mal bedrückt ist. Aber dafür sind wir ein Team. Wir helfen ihnen dann, aus dem Loch herauszukommen, mit Sprüchen oder Witzen. Damit man auch mal wieder ein lachendes Gesicht sieht. Klar ist auch: Birgit braucht auch mal Zeit für sich. Aber wenn wir als Team unterwegs sind, dann helfen wir ihr.

Kennen Sie aus eigener Erfahrung solche Situationen?

Popp: Wenn man einmal im Loch steckt, ist das eine total schwierige Situation. Ich bin noch nicht so lange im Leistungsbereich dabei, aber wenn man zwei Jahre ohne Pause Fußball spielt, dann ist das auch eine wahnsinnige körperliche Belastung. Da gibt es Zeiten, in denen man denkt, man könne gar nicht mehr Fußball spielen. Da zweifelt man an sich.

Wird das Spiel gegen Franreich leichter?

Popp: Frankreich geht nicht nur auf die Frau, sondern auch auf den Ball. Gegen Nigeria, das war ja Ringen oder Rugby, kein Fußball. Frankreich wird mitspielen, da werden die Räume offener. Das wird ein attraktives Spiel.

Hat sich die Ansprache der Bundestrainerin unter dem WM-Druck verändert?

Popp: Nein, sie weiß, dass auch wir wissen, was wir bislang gespielt haben. Wir haben alle Respekt vor ihr. Sie hat so ein kompaktes Fachwissen, dass man sich keine bessere Trainerin wünschen könnte.

Wie sprechen Sie die Trainerin an?

Popp: Bis zum Jahrgang 1985 dürfen die Spielerinnen die Trainerin duzen, die Jüngeren siezen sie. Ich muss Frau Neid aber auch nicht duzen.