Liebesgrüße aus Sinsheim

Die USA berauschen sich am 3:0 und sind begeistert von Deutschland.

Sinsheim. Alex Krieger ist amerikanische Staatsbürgerin. Und amerikanische Fußball-Nationalspielerin. Doch das Wort, das als Tattoo ihren linken Unterarm verziert, ist kein englisches, sondern ein deutsches. Es ist das schönste Wort, das die deutsche Sprache zu bieten hat. Es beginnt mit einem „L“, dann kommen ein „i“ und ein „e“ und schließlich ein „b“ und „e“. Liebe heißt es.

Die 26 Jahre alte Außenverteidigerin der USA hat sich die „Liebe“ in ihrer Zeit beim 1. FFC Frankfurt zu eigen gemacht. Aus Zuneigung zu den Menschen. Aus Ehrerbietung vor dem Land. „Ich liebe Deutschland. Ich liebe die Kultur und das Essen“, sagte sie am Samstagabend in der Rhein-Neckar-Arena.

Gut möglich, dass diese Liebe zu Deutschland bald noch größer wird. Herz. Leidenschaft. Große Gefühle. Die USA waren in Sinsheim dermaßen berauscht, dass sie mit 3:0 (1:0) gegen Kolumbien triumphierten und sich vorzeitig für das Viertelfinale der Frauen-WM 2011 qualifizierten.

Ein Pünktchen am Mittwoch gegen Schweden reicht jetzt, um als Erster der Gruppe C in die K.o.-Runde einzuziehen. „Das war viel besser als gegen Nordkorea. Wir haben viel Spaß gehabt hier“, sagte Alex Krieger. „Wir sind auf einer Reise“, ergänzte Stürmerin Abby Wambach und meinte angriffslustig: „Wir sind hier, um zu gewinnen. Und um den Weltpokal zu holen.“

Es war eine Party. Ein Open-Air-Festival. 25 475 Schaulustige feierten eine Mannschaft, die wie entfesselt aufspielte, umgekehrt feierte die Mannschaft ein Publikum, das ihr eine Stimmung wie in Übersee bescherte. 90 Minuten lang war Sinsheim Little Boston, eine amerikanische Kleinkolonie.

Nach dem herrlichen 1:0 (12.), das Heather O’Reilly mit einem Schuss in den Winkel erzielt hatte, trafen sich die US-Girls zur Jubel-Vollversammlung. Nebeneinander stellten sie sich auf. Sie standen stramm und salutierten.

Es war ein Gruß an die US-Soldaten, von denen es immer noch so viele gibt im Rhein-Neckar-Raum — und von denen einige beim Training in Heidelberg und beim Spiel in Sinsheim auf der Tribüne saßen. „Wir wollten irgendetwas tun und uns bei den Soldaten für die tolle Unterstützung bedanken. In der Kabine haben wir das mal geübt“, grinste Alex Krieger.

Nach dem 2:0 (54.) durch Megan Rapinoe wurden Bruce Springsteen („Born in the USA“) und seine E-Gitarre imitiert, auch die Feierlichkeiten nach dem 3:0 (57.) von Carli Lloyd hatten es in sich.

Pfosten- und Lattenschüsse, dazu eine außergewöhnliche kolumbianische Torfrau, die wie eine Stuntfrau Kopf und Kragen riskierte, sorgten für das, was Amerikaner so sehr mögen: Action. „Es war eine großartige Atmosphäre. Wie bei einem Heimspiel. Es herrschte so viel Energie. Das hat gepusht“, sagte Megan Rapinoe, die mit dem 2:0 gegen Kolumbien das erste WM-Tor ihrer Karriere erzielte.

Dass die flotte junge Frau erst nach der Pause eingewechselt worden war, zeigt, was dieses Team ausmacht. Die Bank der USA ist stark. Hinter den ersten Elf gibt es weitere zehn Spielerinnen, die jederzeit ein Match beleben und entscheiden können. „Jede kann in dieser Mannschaft spielen“, sagte Trainerin Pia Sundhage. „Wir sind absolut ausgeglichen. Wir haben einfach eine bestimmte mentale Haltung“, erklärte Wambach.

Auch eine Stunde nach dem Schlusspfiff leuchteten ihre Augen. Das Publikum. Die Fans. Die Fahnen. „Wir waren wie verzaubert“, sagte die 31-Jährige. Es hörte sich wie eine Liebeserklärung an. Das deutsche Wörtchen für „Love“, es steht in zwei Wochen vielleicht auf mehreren US-amerikanischen Unterarmen.