Silvia Neid: „Nicht auf Wolke sieben schweben“

Mainz (dpa) - Fragen an Bundestrainerin Silvia Neid nach dem 3:0-Sieg der deutschen Fußball-Frauen gegen Norwegen am Donnerstagabend in Mainz.

Wie bewerten Sie den Erfolg im letzten Härtetest für die Heim-WM?

Silvia Neid: „Es war ein sehr guter Test. Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die zweikampfstark und schnell war. Gegen die kopfballstarken Norwegerinnen haben wir ein sehr gutes Abwehrverhalten gezeigt. Was wir nicht so gut gemacht haben, war der Torschuss, und auch der letzte Pass kam nicht an. Deswegen stand es bis zur 79. Minute auch 0:0. Wenn wir die Kirche im Dorf lassen, kann so ein Spiel auch ganz schnell mal nach hinten losgehen. Ich bin total zufrieden mit dem Ergebnis, aber das muss uns auch eine Warnung sein für die kommenden Spiele.“

Wird es sehr schwer, Alexandra Popp künftig auf der Bank zu lassen?

Neid: „Nein, wieso?“

Weil sie im Moment sehr stark spielt.

Neid: „Alex hat wieder zwei Tore geschossen, sie hat gezeigt, dass sie sehr durchschlagskräftig ist. Wir sind sehr froh, dass wir Alex haben, aber es gab auch andere Spielerinnen, die ihre Chancen hatten und in den letzten Partien ihre Tore gemacht haben. Sie ist im Moment eine sehr wichtige Spielerin und sie ist sehr gut, wenn sie reinkommt. Das ist für uns eine Waffe.“

Wie haben Sie die Leistung von Birgit Prinz gesehen?

Neid: „Heute war sie am Anfang etwas zurückhaltend, in den Zweikämpfen etwas zögerlich, hat aber dann besser ins Spiel gefunden. Man hat ihr schon angemerkt, dass sie ein bisschen Schmerzen hatte und sich etwas zurückgehalten hat.“

Muss man jetzt intern die Euphorie ein bisschen bremsen oder auf der Woge weiter schwimmen?

Neid: „Wir werden das Spiel analysieren und dann werden die Spielerinnen schon sehen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Da gab es doch einige Dinge, die wir besprechen müssen. Es wird uns nicht schwer fallen, den Spielerinnen klarzumachen, dass wir nicht auf Wolke sieben schweben sollten.“

Wie fällt ihre Bilanz der vier Testspiele mit vier Siegen und 15:0 Toren aus?

Neid: „Das ist eigentlich too much. Wir werden aber sicherlich mit sehr großem Selbstbewusstsein in das erste WM-Spiel gegen Kanada gehen. Diese Tore haben wir nun einmal geschossen. Sehr positiv ist zudem, dass wir zu Null gespielt haben. Das muss man gegen Nordkorea, Italien, Niederlande und Norwegen erst einmal hinbekommen.“

Kann man davon ausgehen, dass die Startaufstellung heute auch die beim Eröffnungsspiel sein wird?

Neid: „Davon würde ich jetzt nicht ausgehen. Diese Aufstellung hatte noch gar nichts mit der von Sonntag zu tun. Wir leben auch von unseren Trainingseindrücken nächste Woche und da sehen wir dann, wer wie drauf ist. Vielleicht ist Lira Bajramaj dann wieder viel leichtfüßiger als in der letzten Woche. Melanie Behringer hat heute für sehr viel Schwung gesorgt. Ich hoffe, dass sie das mitnehmen kann für die nächsten Trainingseinheiten. Wir werden kurzfristig entscheiden, wer gegen Kanada anfangen wird.“

Wie werden die Spielerinnen die vier Tage Pause nutzen?

Neid: „Sie haben zum ersten Mal keine Trainingspläne im Gepäck. Sie müssen für sich selbst entscheiden, wie sie sich fühlen, ob sie noch ein Training machen, das Richtung Schnelligkeit geht, oder einen Regenerationslauf. Jede hat die Aufgabe, am Dienstag topfit anzureisen.“

Was machen Sie selbst?

Neid: „Ich werde die vier Tage so verbringen, dass ich morgen nach Hause fahre, meine Sachen wasche und dann schnell wieder den Koffer packe. Dann werde ich vielleicht bei unserem Golfclub vorbeischauen und nochmal ganz entspannt Neun-Loch gehen. Natürlich werde ich mich auch intensiv mit den Trainingsplänen für nächste Woche beschäftigen.“