WM-Abschied: Acht Teams packen die Koffer
Berlin (dpa) - Die ersten Gäste sind schon weg, doch die deutsche WM-Party geht jetzt erst richtig los. Das aufregende 4:2 der DFB-Frauen gegen Frankreich hat das schwarz-rot-goldene WM-Fieber noch einmal angeheizt, wieder waren mehr als 16 Millionen vor den Fernsehern dabei.
„Ich bin superglücklich“, beschrieb Organisationschefin Steffi Jones ihr WM-Gefühl am Ende der Vorrunde. Für die Hälfte der WM-Teilnehmer ist das Frauenfußballfest 2011 nun allerdings vorbei. Im Titelrennen sind wieder vor allem die „üblichen Verdächtigen“ wie Deutschland, Brasilien und die USA.
Während die deutsche Auswahl von Bundestrainerin Silvia Neid für das Viertelfinale gegen Japan nach Wolfsburg umzog, kam für Norwegen, Weltmeister von 1995, durch die 1:2-Niederlage in Leverkusen gegen Australien der überraschende WM-K.o. in der Vorrunde. Erstmals müssen die Skandinavierinnen damit so früh nach Hause.
Afrikameister Nigeria musste ebenso die Koffer für die Heimreise packen wie die punktlosen Kanadierinnen. Auch für die Außenseiter Neuseeland, Mexiko, Äquatorialguinea und Kolumbien ist Schluss. Das als Geheimfavorit gehandelte Nordkorea plant nach dem Vorrunden-Aus bereits den nächsten Anlauf. „Unsere Mannschaft ist jung und wird von den Erfahrungen profitieren. Das wird sich in Zukunft sehr positiv auswirken“, versprach Trainer Kim Kwang-Mie.
Ohnehin schienen die meisten der Gescheiterten froh, zumindest Teil des im Frauenfußball ungekannten WM-Spektakels gewesen zu sein. Vor allem Neuseelands Kickerinnen feierten nach dem späten 2:2 gegen Mexiko begeistert ihren ersten Punkt bei ihrer dritten Weltmeisterschaft. „Es ist fast so, als wenn wir die WM gewonnen hätten“, jubelte Trainer John Herdman, dessen Spielerinnen vor lauter Glück einen kriegerischen Haka-Tanz aufführten. Etwas angesäuert war dagegen Mexikos Coach Leonardo Cuellar. „Wenn wir die drei Punkte geholt hätten, wäre es eine gute WM gewesen“, klagte der Nationaltrainer nach dem Last-Minute-Ausgleich.
Bester Laune waren indes die Nigerianerinnen bei ihrem WM-Abschied in Dresden. Schon vor der Partie sangen und klatschten sich die Afrikanerinnen warm, der 1:0-Siegtreffer von Perpetua Nkwocha gegen Kanada versöhnte dann endgültig für die Auftaktpleiten gegen Frankreich und Deutschland. Auch Kanada-Coach Carolina Morace hatte das frühe Aus schnell abgehakt und will weitermachen. „Ich baue eine Mannschaft mit Zukunft auf. Die WM war ein Rückschlag, der aber verkraftet werden kann“, sagte die Italienerin.
Respekt verdienten sich auch die Debütanten Äquatorialguinea und Kolumbien, auch wenn beide Teams noch weit von der Weltspitze entfernt sind. „Wir haben in unserem ersten internationalen Wettbewerb eine gute Leistung gezeigt, aber wir hätten besser sein können“, befand Äquatorialguineas Spielführerin Genoveva Anonma, die künftig für den deutschen Meister Turbine Potsdam spielt. Bei den Kolumbianerinnen spielte sich vor allem die zierliche Torfrau Sandra Sepúlveda in die Herzen der Fans, auch wenn sie ebenso wenig fehlerfrei blieb wie ihre oft überforderten Vorderleute.
Ob Neuling oder Star - einig waren sich bislang alle WM-Teilnehmer in ihrem Lob für den WM-Gastgeber. „Die Fans sind fantastisch, die Anzahl der Leute, die zu den Spielen kommen, das Fachwissen der Zuschauer, das allgemeine Interesse am Turnier, die Organisation, die Qualität der Hotels und der Service“, meinte Australiens Trainer Tom Sermanni, der die Atmosphäre in Deutschland nach dem Einzug seines Teams ins Viertelfinale noch etwas länger genießen kann. „Es gibt nichts, was ich bemängeln könnte. Es ist einfach ein perfektes Turnier.“