Aufschwung: Mit Grings zu alter Stärke
Die DFB-Frauen zeigten gegen Frankreich wieder die alte Selbstsicherheit. Für Birgit Prinz bleibt nur die Ersatzbank.
Düsseldorf. Die Bundeskanzlerin meldete sich telefonisch bei Silvia Neid, um zum Sieg zu gratulieren. Die unvermeidliche Claudia Roth von den Grünen hielt sogar um Mitternacht in Düsseldorf noch eine Tischrede. „Quälerei ist nicht der richtige Ausdruck, aber es kam uns dann doch schon etwas länger vor“, sagt Inka Grings. Nach zwei Toren gegen Frankreich und einer großartigen Leistung war die in Köln lebende Düsseldorferin am Ende froh, „als ich endlich im Bett lag“.
Inka Grings ist obenauf. Vor der WM Stammspielerin, saß sie in den ersten beiden Spielen auf der Bank. „Das war nicht ganz einfach, aber ich habe es akzeptiert. Aber dann habe ich meine Chance bekommen, und ich glaube, ich habe sie genutzt.“
Inka Grings scheint nach ihrer Leistung beim 4:2 über Frankreich aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Und die 32-Jährige sagt das auch. Eine Rückkehr auf die Bank „ist natürlich schwierig, alles andere wäre ja auch gelogen“, erklärte Inka Grings am Mittwoch kurz vor der Abreise nach Wolfsburg, wo die Mannschaft am Samstag auf Japan trifft (20.45 Uhr/ZDF und Eurosport).
„Ich habe mich über meine zwei Tore gefreut“, erzählt sie, aber „wichtiger ist, dass wir uns als Mannschaft endlich gefunden haben“. Von der neuen, Erfolg bringenden Formation spricht sie nicht, das gebietet ihr Respekt vor Birgit Prinz, die nicht mehr die ganz große Rolle spielen wird bei dieser Weltmeisterschaft. Obwohl sich die Bundestrainerin um klare Worte herumdrückt.
„Ich wollte nicht in der Haut von Silvia Neid stecken, einen Kapitän auf die Bank zu setzen, das siehst du selten“, sagt Grings. Und: „Birgit will jetzt allein sein. Ich verstehe das sehr gut, weil ich solche Phasen auch kenne. Wichtig ist, dass sie den Rückhalt der Mannschaft spürt.“
Im Quartier reden nicht mehr viele über Birgit Prinz, alle aber über „das Team“, in dem natürlich jeder auch seinen persönlichen Erfolg sucht. Psychologin Birgit Prinz weiß, wie das ist, vielleicht hat sie sogar schon akzeptiert, dass es keine Zukunft in diesem Team mehr für sie gibt. Torhüterin Nadine Angerer sagt: „Sie hat auf ihren Einsatz von sich aus verzichtet, das ist für mich ein Zeichen von Größe.“
Aber auch von Einsicht in die Realität. Inka Grings ist jetzt wieder die Nummer eins. Und man merkt ihr an, dass ihr das gefällt. Auf dem Platz trieb sie ihre Kolleginnen immer wieder an. Sie war der zündende Funke, den die Mannschaft brauchte.
Jetzt ist Deutschland in der Erfolgsspur. „Jetzt geht es richtig los“ ist ein Satz, den man oft hört im Düsseldorfer Hilton. Und bei allem Verständnis für Birgit Prinz ist Inka Grings ehrgeizig genug festzustellen: „Ich werde im Training sehr engagiert sein, weil ich es der Trainerin ganz schwer machen will, mich auf die Bank zu setzen.“
Inka Grings ist zurück. Und mit ihr Selbstvertrauen und Sieges-Gewissheit.