Anti-Homosexuellen-Gesetz: IOC für „stille Diplomatie“
London (dpa) — Laut Präsidentschaftskandidat Ng Ser Miang will das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit „stiller Diplomatie“ bewirken, dass die Winterspiele in Sotschi nicht vom Anti-Homosexuellen-Gesetz in Russland beeinträchtigt werden.
Der hochrangige Funktionär aus Singapur sagte, dass das IOC in Gesprächen mit „höchsten Regierungsstellen“ in Russland sei, um Probleme von Athleten und Besuchern abzuwenden.
Der IOC-Vize sagte eine „gute Lösung“ voraus. Das Problem werde zur Befriedigung aller gelöst. Rufe nach einem Boykott bezeichnet Miang als „deplatziert“.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hatte Sportler indes indirekt zum Boykott der Olympischen Winterspiele 2014 aufgerufen. „Niemand ist zur Teilnahme gezwungen“, sagte die FDP-Politikerin dem „Spiegel“. Sie zeigte sich empört über das gesetzliche Verbot von „Homosexuellen-Propaganda“ im Riesenreich. „Jeder Politiker sollte sich überlegen, wie er sich inhaltlich gegen diese Ausgrenzungspolitik gegenüber Minderheiten positioniert“, sagte die Ministerin.
Derzeit herrscht in Russland Unklarheit, ob das von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz während der Spiele im kommenden Jahr angewendet werden soll. Das IOC hatte bereits von Zusicherungen „von höchster Regierungsstelle“ gesprochen, die Teilnehmer der Spiele vom Verbot auszunehmen. Daraufhin betonte allerdings Sportminister Witali Mutko, auch Athleten müssten sich an Gesetze halten.
Äußerungen über gleichgeschlechtliche Lebensweisen in Gegenwart von Minderjährigen stehen in Russland dem umstrittenen Gesetz zufolge unter Geldstrafe.