Bach in Rio vor schwerem Gang

Rio de Janeiro (dpa) - Die sportpolitische Ouvertüre vor der Eröffnung der XXXI. Olympischen Spiele in Rio de Janeiro könnte für den IOC-Präsidenten Thomas Bach zu einem sehr schweren Gang werden.

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Nach der Sitzung des Exekutivkomitees wird der Fecht-Olympiasieger von 1976 in einem Luxushotel am Strand der Barra da Tijuca in der größten Krise des IOC vor der Weltpresse auf der Bühne sitzen. Wegen des Umgangs mit dem russischen Doping-Skandal war Bach stark in die Kritik geraten.

Zuvor muss Bach mit seiner „Regierung“ beraten, wie sich das IOC nach der Entscheidung, Russland trotz nachgewiesenen Staatsdopings nicht komplett von den Rio-Spielen auszuschließen, aus der Bedrängnis lösen kann. „Meines Erachtens wurde eine fast einzigartige Chance vertan, der immer wieder proklamierten Null-Toleranz-Politik des IOC gegen Doping die dringend notwendige Glaubwürdigkeit zu verleihen“, sagte Dagmar Freitag der Deutschen Presse-Agentur. „Im Gegenteil - es sind neue Zweifel gesät worden“, bemerkte die Sportausschussvorsitzende des Bundestages.

Ohne Selbstzweifel haben sich 270 russische Athleten auf den Weg nach Brasilien gemacht, wo sie am Freitag erwartet wurden. Ob vom 5. August an alle Nominierten tatsächlich starten dürfen, ist noch offen. Erst müssen alle 27 internationalen Verbände, an die das IOC die Prüfung delegiert hat, darüber befinden, welcher Russe nachweislich „sauber“ ist und in Rio antreten darf.

Danach werden Experten des Internationalen Sportgerichtshofes CAS noch prüfen, ob bei dieser umstrittenen Examinierung der Athleten alles rechtens war. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hatte den nationalen Verband Russlands komplett ausgeschlossen.

Bach muss aber nicht nur versuchen, vor der Olympia-Eröffnungsfeier aus den dunklen Doping-Schatten zu treten, sondern auch die (letzten) organisatorischen Probleme lösen. Angesichts des Verkehrschaos' unter dem Zuckerhut ist die Nachricht, dass am Samstag die Metro-Linie zum Olympiapark Barra feierlich eröffnet wird, eine große Erleichterung. Dennoch: Nicht nur im Olympia-Park glich vieles noch einer Baustelle.

Entspannter könnte es für den 62-jährigen Bach von Montag bis Donnerstag auf der 129. IOC-Session werden. Dass die Mitglieder des Ringe-Ordens kontrovers und offen über die Russen-Thematik debattieren werden, gilt als unwahrscheinlich.

Wichtigste Themen auf dem IOC-Konvent sind die Aufnahme von fünf Sportarten in das Programm der Olympischen Spielen 2020 in Tokio und die Wahl neuer IOC-Mitglieder. Große Diskussionen wird es bei beiden Entscheidungen wohl nicht mehr geben, nachdem das Exekutivkomitee jeweils die Vorauswahl getroffen hat.

Demnach dürften Baseball und Softball, Karate, Sportklettern, Skateboard sowie Surfen in Tokio neu zum Wettkampfprogramm gehören. Das IOC ist dabei dem Vorschlag der Organisatoren der Tokio-Spiele gefolgt. Im Zuge der Reformagenda 2020 dürfen sich Ausrichter neue Sportarten wünschen, die zu ihrem Land passen - wie im Fall Japan vor allem Baseball, das schon von 1992 bis 2008 olympisch war. Im Gespräch für eine Aufnahme in das Tokio-Programm waren auch Squash, Bowling und die Kampfsportart Wushu.

Als formaler Akt gilt auch die Wahl acht neuer IOC-Mitglieder. Der Kandidatenkreis ist illuster: Er reicht von der ehemaligen finnischen Olympia-Teilnehmerin Sari Essayah über den früheren kolumbianischen Wirtschaftsminister Luis Moreno bis zum Filmproduzenten Anant Singh (Südafrika) und zu der Philanthropin Nita Ambani aus Indien. Aktuell gibt es im IOC 91 Mitglieder.